XXIII —
Heinrich in Kanossa.
im Büßerhemde erschien er mit mehreren anderen Gebannten vor dem Burgtor
und begehrte Einlaß. Aber das Tor zum innersten Burghofe, wo der Papst
wohnte, blieb verschlossen. Am folgenden Tage und ebenso am dritten kam er
wieder und flehte — bei bitterer Kälte — vom Morgen bis zum Abend das
Mitleid des Papstes an. Erst am vierten Tage ließ ihn dieser, bestürmt durch
die Bitten seiner Umgebung, vor sich. Heinrich warf sich weinend auf die Kniee
nieder und beichtete. Dann sprach ihn der Papst unter der Bedingung vom
Banne los, daß er sich der königlichen Herrschaft enthielte, bis auf einem Reichs¬
tage entschieden sei, ob er König bleiben solle oder nicht.
6. Rudolf von Schwaben. Mit flammendem Zorn kehrte Heinrich nach Deutsch¬
land zurück. Hier hatten die Fürsten bereits einen neuen König gewählt, den ehr¬
geizigen Schwager Heinrichs, Rudolf von Schwaben. Heinrich zog das Schwert
und besiegte ihn. Rudolf wurde in der Schlacht durch einen Lanzenstich tödlich
verwundet; auch wurde ihm die rechte Hand abgehauen. Als man ihm diese zeigte,
soll er sterbend ausgerufen haben: „Das ist die Hand, mit der ich Heinrich den Eid
der Treue schwur." Noch heute zeigt man diese Hand im Dome zu Merseburg.
7. Gregors und Heinrichs Ende. Bald darauf erschien Heinrich mit einem
großen Heere vor Rom und belagerte Gregor in seiner Burg drei Jahre lang.
Gregor entkam, starb jedoch bald darauf.
Nach seiner Rückkehr aus Italien hatte Heinrich noch viele heftige Kämpfe mit dem
Brunonen Graf Ekbert II. von Braunschweig zu bestehen. Dieser trachtete nach der Kaiser¬
krone und brachte ganz Sachsen gegen Heinrich auf. 28 Jahre alt, ward er in einer Mühle
im Selketale von Anhängern des Kaisers ermordet. Mit ihm starb der letzte Brunone.