Full text: Lehrbuch der Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie für Mittelschulen

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dadurch sich unter die ersten Mächte Europa's emporgeschwungen. 
— Aber für Deutschland war dieß vom größten Nachtheile. Zwar 
waren die Deutschen durch die kirchliche Trennung bereits furcht- 
bar unter sich gespalten, und die Fürsten des Reiches seit dem 
westfälischen Frieden thatsächlich selbstständig, aber in gefährlichen 
Zeiten konnten sie sich doch um den festen Kern schaaren, welchen 
die Macht Oesterreich's bildete. Seit aber Preußen im Aufruhr 
gegen Kaiser und Reich sich nicht nur gegen diese behauptete, son— 
dern selbst zur Großmacht emporstieg, gewann die unselige Zwei⸗— 
theilung Deutschlands — bereits in der Stammesvserschiedenheit 
des Nordens und Südens, dann in der mit dieser meistens zu— 
sammenfallenden kirchlichen Trennung ausgedrückt — und die poli— 
tische Eifersucht zweier — diese beiden Gegensätze vertretender 
— Großmächte eine solche Festigkeit, daß Deutschland von da an 
meiniger wurde als je. 
3. 82. 
Ein Jahr nach dem Frieden zu Hubertsburg wurde der 
älteste Sohn Franz's J. und Maria Theresia's, Josef, (27. März 
1764) zum römischen Könige gewählt. Als Franz J. (August 
1765) starb, folgte ihm Josef II. (1768 -1790) auch auf 
dem Kaiserthrone von Deutschland, und ward von seiner Mutter 
zum Mitregenten in den österreichischen Ländern ernannt. 
Die — durch den Krieg unterbrochenen — inneren Reformen 
wurden nun wieder mit erneuter Thätigkeit aufgenommen. — Durch 
Richelieu und noch mehr durch Ludwig XIV. war in Frankreich 
an die Stelle des mannigfach gegliederten mittelalterlichen Staates 
eine centralisirte, absolute Monarchie getreten. Die Idee des ab— 
soluten Staates verbreitete sich nach und nach über die meisten 
Länder Europa's, und allmächtige Staatsminister, welche ihre „philo— 
sophischen“ Ideen den Völkern aufdrangen, gehörten mit zu den 
Erscheinungen, welche der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
	        
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