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schen Küste, von feindlichen Häschern umstellt sah, gab er sich selbst den Tod (322).
Sein Lebenswerk war gescheitert; den Untergang der attischen Größe wollte und durfte
Ihr begeisterter Vorkämpfer nicht überleben.
Der Aufstand derGriechen hatte die mazedonischen Heerführer noch einig gefunden;
unmittelbär darauf brach unter den gewalttätigen, rücksichtslos eigensüchtigen
Kriegshauptleuten der furchtbare Kampf um die Macht aus. Es fehlte ein starker
König, der diese unbändigen Elemente niedergehalten hätte. Um ihr Machtgebiet zu
erweitern, lagen die Satrapen ohne Unterlaß miteinander im Kampfe, anfangs noch
äls vorgebliche Untertanen der beiden Könige. Doch bald griffen sie nach Höherem und
entledigten sich der lästigen Träger des Königsnamens, Unter Greueln wurde das ganze
angestammte Herrscherhaus ausgerottet. Der Kampf der Diadochen ging nun um die
Eigene Herrschaft. Am höchsten strebte der mächtigste von ihnen, Antigonos, der
Satrap von Vorderasien. Seine Absicht war, sich selbst und seinem Hause die Herrschaft
über das Alexanderreich in seiner ganzen Ausdehnung zu gewinnen. Daher nahm er
Nach einem Seesiege über Ptolemaios, den Satrapen von Ägypten, den Königstitel
an. Doch die anderen Statthalter waren keineswegs gesonnen, sich ihm unterzu-
Ordnen, auch sie umwanden ihre Stirn mit dem Diadem und einigten sich zu
Semeinsamem Vorgehen gegen Antigonos. In dem Entscheidungskampf bei Ipsos
(in Phrygien) verlor der letzte Verfechter der Reichseinheit Schlacht und Leben (301).
II. Die hellenistische Staatenwelt im Gleichgewicht.
Die Großmächte. Die Schlacht bei Ipsos besiegelte den Zerfall der Alexander-
Monarchie, Aus den Satrapien waren selbständige Staaten geworden, unter denen
drei — Ägypten, Vorderasien und Mazedonien — die führende Rolle
Spielten. Doch auch von diesen Großmächten konnte keine ein dauerndes Überge-
Wicht erlangen; die allgemeine Lage glich jener nach dem Zerfall des assyrischen Groß-
Teiches
Das Seleuzidenreich. Der ausgedehnteste und volkreichste dieser sogenannten
„hellenistischen‘“‘ Staaten war die Monarchie der Seleuziden, deren Begründer
Seleukos I. der „Siegreiche‘‘ seinen Nachkommen die Ländermasse von der
Westküste Kleinasiens bis zum Indus hinterließ. Ihre Residenz schlugen die Könige
Nicht in Babylon auf, sondern in dem neugegründeten Antiochia am Orontes,
dem bald zu außerordentlichem Glanz erblühenden Kreuzungspunkt der Straßen
von Ägypten, Mesopotamien und Kleinasien. Gerade der ungeheure Umfang des
Reiches und die Menge der beherrschten Völker gereichten den Seleuziden zum
Verderben. Empörungen der Statthalter waren, wie im Perserreich, an der Tages-
rdnung. So riß sich z. B. Baktrien los und die iranischen Parther
Schüttelten nicht allein die mazedonische Fremdherrschaft ab, sondern gewannen
Unter der Dynastie der Arsaziden nach und nach ganz Iran und bedrohten
das Seleuzidenreich unablässig, da ihr Bestreben dahinging, die Mittelmeerküste
ZU gewinnen.
Das Ptolemäerreich, Das Niltal war dem Ptolemaios als Satrapie und später
äls Königreich zugefallen. Er und seine nächsten Nachfolger erhoben das von der
Natur überaus gesegnete Land zur reichsten und geordnetsten Macht der Erde.
Alexandria, die Residenz der Könige, wurde der Mittelpunkt des
Welthandels und des geistigen und künstlerischen Schaffens dieser Zeit.