Full text: Geschichte des Altertums bis zur Begründung des Römischen Kaiserreiches (Band 1, [Schülerband])

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Königs und der Verwendung von Kriegselefanten. Aber als Pyrrhos die Entscheidung 
durch einen Zug gegen Rom herbeiführen wollte, scheiterte er an dem Widerstand der 
befestigten Bundesstädte, die durchwegs den Bund mit Rom der Herrschaft eines 
fremden Kriegsfürsten vorzogen. Die römische Reichsorganisation bestand damals 
ihre Feuerprobe. Es war unmöglich, alle Festungen zu erobern; mit Siegen im offenen 
Felde war aber um so weniger geholfen, als die hartnäckige Gegenwehr der Römer 
den König einen großen Teil seiner schlachtergrauten Krieger kostete?). Daher entschloß 
sich Pyrrhor, den Römern die Hand zu einem Vergleiche zu bieten, der ihm die Herr- 
schaft über den Süden, den Römern jene über Mittelitalien sichern sollte. Gleich- 
zeitig entsendeten jedoch die Karthager eine Flotte nach Ostia, deren Führer 
in der Kurie erschien. Die gewaltig gewachsene Machtstellung Roms sprach 
sich darin aus, daß die Boten des hellenistischen Königs und der großen semitischen 
Handelsrepublik wetteifernd um seine Freundschaft warben. Unter dem Eindruck 
einer überzeugenden Rede des greisen Ap. Claudius Caecus entschied sich der Senat 
für Karthago?) und gab Pyrrhos den stolzen Bescheid, der seitdem ein Leitstern der 
römischen Politik geblieben ist: Rom unterhandle nicht, solange fremde Trupper 
auf italischem Boden stünden. 
Der Krieg nahm seinen Fortgang und nun zeigte sich, daß dem Epiroten zu einem 
Alexander vor allem die Festigkeit in der Verfolgung seiner Ziele fehlte. Er setzte nach 
Sizilien über und schlug die Karthager, kehrte aber, als er bei den undisziplinierten 
sizilischen Griechen selbst auf Widerstand stieß, nach Italien zurück. Als in der Schlacht 
»i Benevent (275), in der wieder M’. Curius Dentatus die Römer befehligte; 
der Ausgang zum erstenmal unentschieden blieb und auch die italischen Hellenen 
dem König Schwierigkeiten machten, entsagte er seinen hochfliegenden Plänen und 
segelte wieder in die Heimat. Bald nachher (272) hat er in Griechenland den Tod im 
Kampfe gefunden. 
Nach dem Abzug des Pyrrhos gab es auf italischem Boden keinen Gegner mehr, der 
Roms Vorherrschaft erschüttern konnte. Tarent mußte dem römischen Bund beitreten, 
die Samniten und Lukaner wurden endgültig bezwungen, Ackerverteilungen au 
hren Gebieten vorgenommen, Festungen gegründet?) und durch Heerstraßen mit 
Rom verbunden. Als Rhegion von den Römern eingenommen wurde (270), war die 
Zinigung des ganzen eigentlichen Italien unter Roms Führung vollendet. 
3. Das geistige Leben in der Zeit der Einigung Italiens, 
Je mehr die Römer in unmittelbare Berührung mit den unteritalischen Griechen 
zamen, desto stärker machte sich der griechische Einfluß geltend, hinter den der 
oisher vorwaltende etruskische zurücktrat. Die griechische Einwirkung beschränkte 
sich jedoch fast nur auf Äußerlichkeiten, Was das Griechentum vor allem auß- 
zeichnete — die freie und schöne Entfaltung der einzelnen Persönlichkeit — blieb 
lem Römer fremd und unfaßbar. Und ebenso mußte dem lebensfrohen Hellenen das 
rechte Verständnis fehlen für den ernsthaften, gemessenen, nüchternen Römer, dessen 
Leben im Staat und in der Familie aufging und streng ordnungsgemäß verlief nach 
jen vaterländischen Gesetzen und der altväterischen Zucht. Trotzdem haben hervor- 
:agende Griechen bald Achtung bekundet vor den überaus zweckmäßigen politischen 
*) Der Ausdruck „Pyrrhussieg‘“ ist noch heute sprichwörtlich. — ?) Vgl. Quellenbuch Nr. 36 
)Z. B. Benevent mitten in Samnium und Ariminum an der Adria.
	        
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