Full text: Geschichte des Altertums bis zur Begründung des Römischen Kaiserreiches (Band 1, [Schülerband])

3. Das medische Reich, 
Der medische König beherrschte einen großen, national gemischten Staat, der 
vom iranischen Ödland bis Kleinasien reichte’). Über die inneren Verhältnisse desselben 
ist uns fast nichts bekannt, da einheimische Inschriften fehlen. Die Meder, das herr- 
schende Volk, bekannten sich zur Lehre des Zoroaster. Einem ihrer Stämme, den 
Magiern, waren alle Kulthandlungen, namentlich der Dienst der heiligen Feuer. 
anvertraut?). Zu den Vasallenfürsten des Mederkönigs gehörten auch die Könige von 
Persien. 
4. Das lydische Reich, 
Der großen kleinasiatischen Halbinsel fehlt ebenso wie Syrien der geschlossene 
jandschaftliche Charakter und ein einheitliches Stromgebiet. Parallele Gebirgszüge 
ziehen im Norden und Süden die Küste entlang und schließen in der Mitte eine un: 
fruchtbare Hochebene ein, von der sich nach Westen wohlangebaute Täler zum Meere 
herabsenken. Von den Volksstämmen Kleinasiens sind hauptsächlich jene zu höherer 
Kultur gelangt, die in den Küstengebieten oder in den Tallandschaften des Westens 
siedelten. Zu ihnen gehören die thrazischen Troer am Hellespont, die gleichfalls 
indogermanischen Phryger, die Lyder und die als Soldknechte und Seeräuber 
gefürchteten Karer*). In der Religion dieser Stämme spielt eine große Göttin des 
Naturlebens, die „Göttermutter‘“ Kybele, die Hauptrolle. | 
Ihren wertvollsten Besitz verloren die Völker Kleinasiens, als es den Grie- 
chen gelang, sich an der hafenreichen Westküste festzusetzen. Die rasch auf- 
blühenden griechischen Kolonien drängten die Eingeborenen fast ganz vom Meere 
ab und brachten den Seehandel in ihre Gewalt. Der Handel zu Lande, der sich bis 
nach Mesopotamien und Syrien erstreckte, blieb den Kleinasiaten und hat in Ver- 
bindung mit der Ertragfähigkeit des Bodens und dem Reichtum der Flüsse an Wasch- 
gold*) (Elektron) ihren Staaten zu großem Wohlstand verholfen. 
Die größte Bedeutung unter diesen Reichen gewann Lydien mit der Haupt- 
stadt Sardes, dessen Königen schließlich die Einigung des westlichen Klein- 
asien gelang. Sie waren stark genug, um sich sogar die griechischen Kolonien untertan 
zu machen und die Küste zu gewinnen. Im eigenen Lande wurde der hellenische 
Einfluß fast alleinherrschend, da die Griechen hier nicht auf eine überlegene, uralte 
Kultur stießen wie in Ägypten. Dem erfinderischen Geist der Griechen ist wohl 
auch die bedeutsame Neuerung zu verdanken, die von Lydien ihren Ausgang genommen 
hat. Gold und Süber waren bis dahin noch immer Ware geblieben, weil sie in jedem 
einzelnen Fall gewogen und nachgeprüft werden mußten; sie wurden zum Gelde, 
als der lydische Staat das Edelmetall in bestimmter Form und nach bestimmtem 
Gewichtsfuß ausprägte, das Staatssiegel, das Zeichen seiner Souveränität, auf die 
Metallstücke setzte und damit die Garantie für Gewicht und Echtheit der „Münze“ 
übernahm. Eine solche Reform konnte nur durchgeführt werden. wenn der Staat 
1) Die Hauptstadt war das fast 2000 Meter hoch gelegene Ekbatana. — ?) Wie etwa in 
Israel der Priesterstamm der Leviten den Gottesdienst besorgte. — °) Die Lyder, Karer und 
deren Nachbarn, die L y k ie r, gehörten wahrscheinlich derselben Völkergruppe an wie die Hetiter 
und die Ureinwohner Griechenlands und der Inseln. Bei den Lykiern bestand das Mutterrecht 
(Matriarchat): die Hausmutter hatte ähnliche Rechte wie der Familienvater bei den indogerma- 
nischen Völkern; nach ihr nannten sich auch die Kinder. — 4) Eine in der Farbe dem Bernstein 
Shnliche natürliche Mischung von Gold und Silber (3 : 1).
	        
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