Full text: Das Altertum (Teil 1, Für den I. Jahrgang, [Schülerband])

35 
den Süden der Halbinsel in Messenien, die wärmste Landschaft Griechen- 
lands, und in das vom Eurotas durchflossene Lak onien. Nördlich vom Parnon 
schließt sich um den argolischen Golf die‘ Landschaft Argos beinahe bis zum 
Isthmus. 
Die Inseln. Frühzeitig treten in die geschichtliche Entwicklung auch einige 
der jonischen Inseln, so Korkyra und Ithaka, ein. Die Ostküste Attikas begleitet, 
nur durch eine schmale Meerenge vom Festlande getrennt, das große getreidereiche 
Euböa. Im Saronischen Golfe, auch Golf von Ägina benannt, liegen die beiden 
Inseln Salamis und Ägina, beide für den Seehandel Athens von großer Be- 
deutung. Die Inselwelt des Ägäischen Meeres findet ihren Abschluß im Süden 
durch die große Insel Kreta, auf der sich eine uralte, eigenartige Kultur ent- 
wickelte. Von den mittleren Inseln des Archipels selbst erlangten P aros durch 
seinen Marmorreichtum, N a x os durch seinen Weinbau und D e1 os durch seinen 
vorzüglichen Hafen frühzeitig größere Berühmtheit, Delos wurde auch einer der 
bedeutendsten religiösen Mittelpunkte der Hellenen. 
Größenverhältnisse. Ganz Griechenland umfaßte etwa die Größe der Sudeten- 
Jänder Böhmen, Mähren und Schlesien. Attika besaß nur ein Achtel, Lakonien 
nicht ganz ein Viertel der Größe Niederösterreichs, 
Eigenart der Bevölkerung. In der Blütezeit altgriechischen Lebens zählte 
Griechenland etwa 4% Millionen Einwohner, fast doppelt soviel als heute. , Der 
in vielen Landschaften nicht sehr ergiebige Landbau konnte die dichte Bevölkerung 
nicht ernähren, welche sich somit frühzeitig auf Gewerbe und Handel angewiesen 
sah. Insbesondere der Handelsbetrieb wurde in gleicher Weise durch die außer- 
ordentlich günstigen Naturbedingungen des Landes wie durch die hervorragende 
Begabung des Volkes für Verkehr und Schiffahrt gefördert. Eine frische, lebens- 
frohe Tatkraft und Arbeitslust, die im emsigen Wettbewerbe alle Kräfte des Geistes 
und Körpers zur schönsten Entfaltung brachte, war den meisten griechischen 
Stämmen eigen. Tapferkeit, Ehrgeiz, Vorliebe für alle Arten des Wettstreites 
zeichnete sie aus. Die Schönheit der griechischen Landschaft in ihrem herrlichen 
Wechsel von Land und Meer, Gebirge und Ebene, mit ihren freundlichen Ver- 
hältnissen, den überwiegend sanften Umrissen und Linien, dem tiefblauen Himmel, 
der sich über dem Meere mit seinen mannigfachen Licht- und Farbenwirkungen 
wölbt, legte wohl frühzeitig in dem phantasievollen Volke den Keim zu jenem 
unvergleichlichen Sinne für das Schöne, für Maß und Harmonie, der in der Folge- 
zeit das griechische Volk auf dem Gebiete der ästhetischen‘) Ideale und der 
künstlerischen Tätigkeit das Höchste, für alle Zeiten Maßgebende erreichen 
ließ. Aber in dem lebensfrohen Volke steckte auch ein tiefer sittlicher Kern, das 
Bedürfnis nach strenger Selbstprüfung und Selbstbeherrschung und die Philo- 
sophen der späteren Zeiten gehen alle in irgend einer Richtung auf die Lehren der 
griechischen Weltweisen zurück. 
Ausgezeichnete Küstenentwicklung. — Wechselbeziehungen mit Vorderasien 
und Ägypten. — Gliederung des Landes durch (dehirasketten und -stäcke in ahqe- 
1) Die Ästhetik ist die Lehre von dem Schönen, jenen Formen und Verhältnissen, die 
das unmittelbare Gefallen, das wir am Schönen empfinden, hervorrufen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.