Hohenstaufisches Haus: Friedrich II. 153
hohenstausischen Kaiser, der zugleich Unteritalien besaß; doch erklärte er sich,
aus Haß gegen Otto, für Friedrich. Dieser kam nach Deutschland und wurde
freudig aufgenommen. Wenige Monate nach seiner Ankunft schloß er mit
dem französischen König Philipp August ein Bündniß gegen Otto, welcher
dadurch zu einer engeren Verbindung mit Philipp Augusts Gegner, dem Kö¬
nige Johann von England, getrieben wurde. Beide rückten in Frankreich ein;
Otto wurde bei Bouvines trotz aller Tapferkeit geschlagen und verlor dadurch 1214.
vollends sein Ansehen in Deutschland. Er zog sich nach Braunschweig zurück
und starb auf der Harzburg. Friedrich wurde zu Aachen gekrönt und allge-1218.
gemein als Kaiser anerkannt. 1215.
§. 128.
Friedrich II. im Kampfe mit den Päpsten, Lombarden und Gegenkönigen. 1215.
Dschingiskhan und die Mongolen.
Friedrich ü., der Enkel Barbarossas, gehört zu den geistvollsten Fürsten, 1215-1250.
die je auf einem Throne saßen. Ausgezeichnet durch Kraft und männliche
Schönheit, war er Beförderer und Kenner der Künste und Wissenschaften und
vereinigte an seinem Hose zu Palermo und Neapel alle Pracht des Abend-
und Morgenlandes. Vom Papst Honorius III. in der Peterskirche gekrönt, 1220.
brachte er mehrere Jahre in Unteritalien zu, besiegte die noch in Sicilien be¬
findlichen Saracenen, versetzte etwa 60,000 nach Nocera und Luceria in Un¬
teritalien, wo sie fleißige Arbeiter und treue Anhänger des Kaisers wurden,
gab Neapel und Sicilien ein ausgezeichnetes Gesetzbuch und eine ständische
Verfassung, nach welcher nicht bloß die Prälaten und Barone, sondern auch
Abgeordnete der Städte zu den Reichsversammlungen gezogen wurden, und
sorgte für Hebung der Industrie und des Handels, so daß Neapel und Sici¬
lien nie besser regiert wurden als unter Friedrich. Anders sah es in der
Lombardei aus, wo die Städte einander bekriegten und in den einzelnen
Städten selbst Parteikämpfe herrschten. Friedrich wollte diesem anarchischen
Zustand ein Ende machen, hatte es überhaupt auf ganz Italien abgesehen,
mußte aber deßwegen den nämlichen Kampf bestehen wie sein Großvater, nur
unter weit ungünstigeren Verhältnissen. Zuerst kam er mit Papst Gregor IX.
wegen des versprochenen Kreuzzuges in Streit, wurde in den Bann gethan, 1228
führte aber den Kreuzzug glücklich aus. Nach seiner Rückkehr schlug er die
päpstlichen Soldaten aus Apulien zurück und zwang Gregor zum Frieden von
St. Ger man 0 und zur Aufhebung des Bannes. Als er aber die lo mbar-1280.
dischen Städte unter Vermittlung Gregors zur Anerkennung seiner Oberherr¬
lichkeit zwingen wollte, erneuerten sie den lombardischen Bund und reizten
seinen leichtsinnigen Sohn Heinrich, den er als Reichsverweser in Deutsch¬
land zurückgelassen hatte, zur Empörung gegen den Vater auf. Friedrich
reiste selbst ttctch Deutschland, nöthigte seinen Sohn zur Unterwerfung und 1235.
schickte ihn, da er sich noch einmal empörte, mit Frau und Kindern nach Apu¬
lien. wo er nach sieben Jahren starb. Nun wurde sein zweiter Sohn,'Kon¬
rad, zum deutschen König gewählt und verwaltete in des Vaters Abwesenheit 1237
das deutsche Reich.
Nachdem Friedrich auf dem Reichstag zu Mainz, wo gegen 12,0001235
Ritter anwesend waren, gesetzliche Bestimmungen über den Landfrieden
und über die Landeshoheit der geistlichen und weltlichen Fürsten gegeben
hatte, zog er mit nur 1500 Rittern nach Italien, um seine kaiserlichen Rechte
11*