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Preußen unterwegs Begegnete, sagte Mac Mahon: „Dann dürfen wir eben 
nicht geradeaus marschieren, sonst laufen wir ja dem König Wilhelm 
gerade in die Arme; wir schwenken einfach ein bißchen links nach Norden, 
und wenn die Preußen vorbei sind, biegen wir wieder nach Südosten ab, 
schießen alle die Soldaten tot, die jetzt Metz belagern, und dann kommen 
wir dem König Wilhelm in den Rücken." „Ja wohl," dachte da Moltke, 
„das können wir auch." Und statt daß er nun nach Westen auf Paris 
zu marschierte, ließ er alle seine riesigen Heeresmassen rechts um machen 
und zog mit ihnen nach Norden, immer schneller, immer schneller. Da 
mußte er ja doch auf den Mac Mahon stoßen, ehe er vorbeikam. Und 
richtig, am 30. August hatte der Kronprinz von Sachsen mit seiner Armee 
ihn eingeholt. Mac Mahon wehrte sich mächtig, aber es half nichts, die 
Deutschen ließen ihn nach Osten nicht durch, er mußte zuerst nach Norden. 
Da lag nicht weit davon die kleine Festung Sedau. Sie war wie jede, 
Festung rund mit Mauern und Toren versehen und mit Wallgräben und 
Schanzen, ähnlich wie die Düppeler Schanzen, und mit so gefährlichem 
Vorland, wie das bei Düppel, und mit befestigten Ausbauten, die man 
Forts nennt. Es ist furchtbar schwer, eine Festung einzunehmen, und 
inwendig ist sie mit Nahrung und Waffen für viele Monate ausgerüstet 
für viele tausend Menschen. Wenn nun ein Feind ins Land will und 
kommt an solcher Festung vorbei, dann muß er Monate lang davor liegen 
und sie belagern, und das hält ihn riesig auf. Ohne weiteres vorbei 
gehen kann er ja nicht, denn sonst würden die vielen tausend Soldaten, 
die da drin sind, ja hinter ihm herkommen und ihm in den Rücken fallen. 
Aber als die Franzosen die kleine Festung Sedau fanden, da hatten sie 
sich das doch ganz anders gedacht. Seht mal, die liegt ganz im äußersten 
Norden des Landes, und wenige Stunden von der Grenze, wo ein fremdes 
Land anfängt, nämlich das Königreich Belgien. Sie hatten also gemeint, 
wenn einmal von Norden, von Belgien her ein Feind käme, dann könnten 
sie sein nach Sedan reingehen unb den Feind hier aufhalten. Aber jetzt 
war es ja ganz anders gekommen. Jetzt war ja der Feind südlich von 
ihnen, und wenn sie nun nach Sedan reinkamen, dann waren sie von 
ihrem eigenen Lande abgeschnitten. Nördlich aber hörte ja Frankreich 
gleich auf und fing Belgien an, und da konnten sie also nicht mehr 
weiter, sondern sie waren einfach gefangen wie in einer Mausefalle. 
Deswegen wollte Mac Mahon so ungern nach Sedan rein. Aber es 
half nichts, der Kronprinz von Sachsen hatte mit seinen Truppen so 
mächtig auf die Franzosen losgearbeitet, daß er sich entschließen mußte, 
er mochte wollen oder nicht.
	        
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