Die Völker des Abendlandes im Dienste
der Fürstenpolitik.
‚Ende des 13. bis Ende des 15. Jahrhunderts.)
Überblick: Die bisher führenden Mächte, Papsttum und
Kaisertum, büßen ihre Bedeutung als treibende und ge-
staltende politische Kräfte ganz ein. Die kaiserliche Würde ver-
leiht höchstens äußeren Glanz aber keine Macht. Das Papsttum
geht unter französischem KEinflusse einem tiefen Verfalle ent-
gegen, der sich auf die ganze Kirche erstreckt und eine gründ-
liche Reform an Haupt und Gliedern notwendig macht. Lang-
sam beginnt eine nationale Sonderung der abendländi-
schen Völker, über die hinweg verschiedene Fürsten-
geschlechter große, weite Länderräume umfassende Macht-
gebiete zu schaffen suchen. Wie die Herrschergeschlechter des
früheren . Mittelalters hauptsächlich nach dem welschen Süden,
so lenken sie jetzt ihr Hauptaugenmerk nach dem slawisch-
madjarischen Osten, der dadurch erst so recht in den
Kreis des geschichtlichen Interesses gezogen wird. Aber alle
diese dynastischen Bestrebungen vermögen die fortschreitende
politische Zersplitterung des Abendlandes auf die Dauer nicht
aufzuhalten. Das Deutsche Reich, früher die Vormacht der
Christenheit, beginnt, in sich zerklüftet, nach außen machtlos, an
den Marken abzubröckeln. Die einstige Vormacht der Chri-
stenheit auf der DBalkanhalbinsel, das Byzantinische
Reich, vermag seiner zahlreichen Feinde nicht mehr Herr zu
werden. Auf den Trümmern seiner Macht errichten die Türken
ein Reich, das der Träger eines neuen Offensivvorstoßes
der mohammedanischen Welt gegen die staatlich zer-
rissene abendländische Christenheit werden sollte. Fran k-
reichs und Englands Kräfte werden durch einen hun-
dertjährigen Krieg gebunden, bis es hier zum ersten Male
zu einem Ausgleiche der nationalen und dynastischen Interessen
kommt. Sonst sind die dynastischen Staatengebilde, weil
national und kulturell völlig verschiedene Gebiete in der Hand