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Johann Wolfgang von Goethe. 
Nahm ihn neugeschenket vom Gebirge, 
Läuterte sein Herz mit süßer Flamme. 
Jahre lebten sie jetzt unzertrennet 
Mit einander; in den schönen Jüngling 
60 Goß sich ganz Johannes' schöne Seele. 
Sagt, was war es, was das Herz des Jünglings 
Also tief erkannt' und innig festhielt? 
Und es wiederfand und unbezwingbar 
Rettete? Ein Sankt-Johannes-Glaube, 
65 Zutraun, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit. 
Der Schisivruch. 
Mitten in des Weltmeers wilden Wellen 
Scheiterte das Schiff. Die Edlen retten 
Sich im Fahrzeug. „Wo ist Don Alonso?" 
Riefen sie. (Er war des Schiffes Priester.) 
5 „Reiset wohl, ihr Freunde meines Lebens, 
Bruder, Oheim!" sprach er von dem Borde, 
„Meine Pflicht beginnt; die eure endet." 
Und er eilt' hinunter in des Schiffes 
Kammern, seine Sterbenden zu trösten, 
10 Höret ihre Sünden, ihre Buße, 
Ihr Gebet und wehret der Verzweiflung, 
Labet sie und geht mit ihnen unter. 
Welch ein Geist war größer? Jenes Cato, 
Der im Zorne sich die Wunden aufriß, 
15 Oder dieses Priesters, der, den Pflichten 
Seines Amtes treu, im Meer erfüllet? 
Johann Woifgang von Horche. 
1749—1832. 
Werke. Herausg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar. 
Weimar. 1887 f. Hermann Böhlau. 
Der König in Kynke. 
1. Es war ein König in Thule 
Gar treu bis an das Grab, 
Dem sterbend seine Buhle 
Einen goldnen Becher gab. 
2. Es ging ihm nichts darüber, 
Er leert' ihn jeden Schmaus; 
Tie Augen gingen ihm über, 
So oft er trank daraus. 
3. Und als er kam zu sterben, 
Zählt' er seine Städt' im Reich, 
Gönnt' alles seinem Erben, 
Ten Becher nicht zugleich. 
4. Er saß beim Königsmahle, 
Die Ritter um ihn her, 
Auf hohem Vätersaale 
Dort auf dem Schloß am Meer.
	        
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