Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

„ Ober-Italien. _ 
a.. Venedig: Zur Zeit der Langobardenherschaft entwickelte 
sich auf den Laguneninseln der Brentamündung ein Gemeinwesen, 
das sich seit 697 einen Dux (Dogen) wählte, Schon unter Karl 
dem Großen erscheint Venedig als ein Staat, dessen Macht aber 
später durch den Handel mit dem Oriente, namentlich seit den 
Kreuzzügen, immer mehr stieg. Durch die Eroberungen, welche der 
Doge Enrico Dandolo auf dem 4. Kreuzzuge (1204) in Griechen- 
land gemacht hatte,!) wurde es der größte Handelsstaat in Italien, 
zumal es auch den Handel mit Syrien und Ägypten beherschte. Am 
Ende des 13. Jhdts. trafen mehrere für die Republik widrige Er- 
eignisse zusammen, Mit dem Verluste der letzten ’christlichen 
Besitzungen in Syrien wurde der Handel mit diesem Lande gelähmt 
und die Vernichtung des lateinischen Kaisertums durch die Paläo- 
logen raubte den Venetianern ihren Einfluss in Griechenland und 
begünstigte ihre Gegner, die Genues en, mit deren Hilfe die Pal&o- 
logen den byzantinischen Thron erworben hatten. Die Venetianer 
konnten nicht gutwillig den Handel im schwarzen Meere, zu welchem 
Byzanz den Schlüssel bildete, an Genua abtreten. Es kam deshalb in 
der Zeit zwischen 1256 und 1381 zu vielen langwierigen Kämpfen, 
die schließlich mit dem Siege Venedigs endeten. Mit diesem Siege 
beginnt die Blütezeit venetianischer Geschichte. Jenseits der 
Adria erwarb Venedig Istrien und Dalmatien (zeitweilig an Ungarn 
abgetreten) und die jonischen Inseln. Auf dem Festlande (terra firma) 
eroberte es die Gebiete von Verona und Padua und erweiterte seine 
Gränzen bis Bergamo und Cremona. Im Oriente sicherte es seinen 
Einfluss durch‘ Abschluss von Verträgen mit den Sultanen von 
Ägypten, durch welche es das Monopol des Handels mit‘ diesem 
Lande und hiedurch mit Indien erhielt, Überdies erweiterte es da- 
selbst seine Macht durch Erwerbung von Cypern. Als die Osmanen 
zegen das griechische Reich anstürmten, kämpften die Venetianer 
mit wechselndem Erfolge gegen dieselben. Der alte republikanische 
Geist war aber gesunken, der höchsten Blüte folgte. der Verfall 
auf dem Fuße‘ nach. Eine Besitzung nach der andern gieng ver- 
loren, bis die Entdeckung des Seeweges nach Indien den Hauptnerv 
der venetianischen Macht tötete, den Handel mit Indien vernichtete 
Die Verfassung Venedigs war republikanisch. Zuerst wurde der Doge 
vom ganzen Volke, seit 1172 von einem Ausschusse (Wahlmännern) gewählt 
‚ne oben pag. 1ıl,
	        
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