Full text: Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters

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Il. Die Zeit vom Sturze des weströmischen Reiches 
bis zur Thronbesteiguna der Karolinger (476 — 751).* 
A. Die Entstehung und Organisierung germanischer Staater 
auf römischem Gebiete. — Kampf gegen den Romanismus 
A. Theoderich und die Ostgothen. vl 5 
Odovaker herschte über Italien mit Klugheit und Mäßigung 
Er suchte auch außerhalb der Halbinsel seine Herschaft auszudehnen. 
gewann Dalmatien und besiegte den König der Rugier, Feva 
(487), der am rechten Donau-Ufer ein Reich mit der Hauptstadt 
Faviana (oberhalb Pöchlarns?) gegründet hatte. Feva wurde als 
Gefangener nach Ravenna gebracht. Sein Sohn Friedrich floh ar 
den benachbarten Hof der Ostgothenkönige. 
Die Ostgothen hatten schon um 470 von den Byzantinerr 
Wohnsitze in Mösien erhalten. Als 475 (?) Theoderich, der längere 
Zeit als Geisel in Konstantinopel gelebt hatte, den Thron bestieg. 
wusste ihn der byzantinische Kaiser Zeno, besorgt, dass in ihm eir 
gefährlicher Gegner seinem Reiche erstehen könnte, zu bewegen. 
sich gegen Odovaker zu wenden. Durch den rugischen Fürstensohr 
in derselben Richtung beeinflusst, brach Theoderich schon 488 gegen 
Italien auf und besiegte Odovakern zuerst am Isonzo, dann bei 
Verona (489, daher Dietrich von Bern). Als sich Odovaker nach 
einer dritten Niederlage an der Adda (490) auf Ravenna zurückzog. 
belagerte ihn Theoderich daselbst und zwang ihn zu einer Kapitulation. 
in welcher ihm das Leben zugesichert wurde, Dessenungeachtet 
ermordete ihn Theoderich nach seinem Einzuge in die Stadt mi 
eigener Hand (493). 
Theoderich (493—526) wies seinen Ostgothen den dritter 
Teil des Landes zu und beherschte mit ihnen ganz Italien. Sein 
Streben gieng dahin, die Römer mit den Germanen zu einem Volke 
zu verschmelzen. Deshalb wurde die Verfassung und Verwaltung 
nicht wesentlich verändert, Senat und Konsulen blieben bestehen: 
ja selbst Spiele im Cirkus und Getreidespenden kamen wieder ir 
Aufnahme. Dabei sorgte Theoderich für das materielle Wol seiner 
Unterthanen. Er hob den Handel und das Gewerbe, förderte der 
Ackerbau und erhöhte so den Reichtum des Landes. Auch Kuns‘ 
und Wissenschaft erfreuten sich seiner Pflexe, Er führte nach 
*) Jos. und Mermenegild Jireiek „Entstehen christlicher Reiche ir 
Gebiete des heutigen österr. Kaiserstaates vom Jahre 500—1000”. Wien 186°
	        
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