ließ er es geschehen, dass sein Neffe Tassilo, Herzog von Baiern, die
Oberhoheit der Franken abschüttelte. — Für die zahlreichen Kriege
bedurfte er eines mächtigen Heeres, Darum wird ihm eine Heeres-
reform zugeschrieben, mit der die Verlegung der Heerschau vom März
auf den Mai (seit 755) verknüpft zu sein scheint. Vor seinem Tode
(768) teilte er das Reich in ein nördliches Gebiet, das Karl, und
in ein südliches, das Karlmann erhielt. Doch brachen zwischen
den Brüdern Zwistigkeiten aus, die erst mit Karlmanns Tode (771)
endeten.
B. Karl der Große (77i1— 814). *)
a. Kriege Karls.
Der erste Krieg war gegen die Sachsen gerichtet, Dieses
Volk gränzte unmittelbar an die Franken und reichte im N. bis
über die Elbe. Es zerfiel in 4 Stämme, die Nord-Albingen
(in Holstein), die Engern zu beiden Seiten der Weser, die Ost-
falen im O. der Weser am Harz und die Westfalen zwischen
Weser und Rhein. Schon Karl Martell und Pipin hatten vergeblich
gegen sie gekämpft. Karl erneuerte mit mehr Nachdruck und Aus-
dauer diese Kämpfe. Schon 772 drang er verheerend in das Land
der Sachsen, zerstörte die Irminsul (ein Gränzheiligtum), eroberte
Eresburg und machte große Beute. Seitdem wiederholten : sich
(bis zum Jahre 803) fast jährlich die Aufstände dieses Volkes und
die Kriegszüge Karls gegen dasselbe, Die Sachsen kämpften für
ihre alten Götter und für ihre Freiheit, wogegen Karl schon 775
den Plan fasste, sie mit Gewalt entweder zur Annahme des Christen-
tums zu bewegen, oder ganz zu vernichten. Die Seele ihres Wider-
standes war Widukind,.der, so oft Karl siegreich vordrang, sich
an den Hof des Dänenkönigs flüchtete, sobald aber die Franken,
durch andere Kriege abgerufen, das Sachsenland verließen, wieder
zurückkehrte und sein Volk aufwiegelte, den Kampf für seine Unab-
hängigkeit zu eröffnen. Die Treulosigkeit der Sachsen veranlasste
Karln zu harten Maßregeln. Als sein Heer (782) am Berge Süntal
von den Sachsen, mit denen vereint es die Sorben bekämpfen sollte,
treulos überfallen und aufgerieben wurde, eilte er schleunigst herbei,
ließ sich die Schuldigen 4500 an Zahl ausliefern und alle an
* Einhard, der am Hofe Karl des Großen lebte und um 840 starb,
verfasste eine „vita Caroli M.”, übersetzt v, 0, Abel in den „Geschichts-
zchreibern der deutschen Vorzeit”. 8. Liefg. Berlin 1850. Dr. M. Berndt
„das Leben Karl des Großen”. Nach Einhard und dem St. Galler Mönch.
Halle 1864.