in die Städte, und wer Jahr und Tag (d. i. 1 Jahr, 3 Mo—
nate und 6 Tage) in der Stadt sich aufgehalten hatte, konnte
nicht mehr zurückgefordert werden; er war dadurch frei gewor—
den. Auch viele unfreie Knechte, die auf dem Bauernhofe als
Handwerker beschäftigt gewesen waren, zogen in die Stadt, um
sich dort niederzulassen: Stadtluft macht frei. Dort sah man sich
bald genötigt, außer den Ringmauern oder Pfählen Vorstädte
Pfahlburgen) anzulegen, deren Bewohner (Pfahlbürger)
wohl selten die vollen Rechte der eigentlichen Bürger, jedoch den
Schutz derselben genossen.
Da die Städte auf diese Weise viele Landbewohner, die als
Leibeigene in die Stadt geflüchtet waren, der Herrschaft des
Adels entzogen, da die Fürsten nun häufiger bei den Städten
als beim Adel Zuflucht in der Not suchten, weil die Wälle und
Mauern, von bewaffneten Bürgern verteidigt, mehr Schutz
boten als die zerstreuten Burgen, da ferner der Adel nicht mehr
allein berechtigt war, Waffen zu tragen, und nicht mehr allein
die bevorzugte Kriegerkaste bildete, wurde der Haß zwischen
Rittern und Städten immer heftiger. Daher auch die Ge—
walttätigkeiten der Raubritter, welche handeltreibende
Bürger überfielen, sie samt ihrer Beute in die Burgen schlepp—
ten und die Gefangenen nur gegen beträchtliches Lösegeld frei—
gaben.
4. Belagerung einer Stadt im Mittelalter.“)
Unter den Mauern im feindlichen Lager flattern die Fähn—
lein auf und neben den Zelten der Ritter — die waren meist
die Feinde der Städte; die gemeinen Krieger haben sich aus
Asten und Brettern notdürftige Hütten erbaut. Auf Heerwagen
sind mannigfache Geräte für den Ansturm mitgeführt worden,
audere werden jetzt erst nach der Anleitung der Werkmeister her—
gestellt. Schon ist man der Mauer so nahe gekommen, um sie
beschießen zu können, und nun richtet man die Wurfmaschi—
nen (Blyden) auf, die zentnerschwere Steine gegen die Stadt—
mauer schleudern und deren Zinnen mit den Verteldigern zr—
hmeitern
Belagerungs bild von Lehmann.