Full text: Der geschichtliche Lehrstoff für österreichische Volksschulen

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Herrn und die Stände 1) beider Länder gingen daran, einen Herr— 
scher zu suchen. 
Ein Teil der steirischen Edlen rief den Herzog von Bayern ins Land, aber 
der Ungarnkönig Béla IV. zwang ihn, den ungarischen Ansprüchen?) zu 
weichen. Und als eine Gesandtschaft der Osterreicher den Neffen des letzten 
Babenbergers, den Herzog von Meißen, an die Donau bringen wollte, bewog 
der König von Böhmen die Gesandtschaft, von ihrem Reiseziele abzustehen und 
seinen Sohn Ottokar, der damals Markgraf von Mähren war, vorzuziehen. 
Ottokar hatte schon längst begehrlich nach den österreichi⸗ 
schen Ländern geblickt und fand bald an dem Adel dieser Länder 
qute Verbündete. Schon sechs Jahre nach dem Tode Friedrichs 
des Streitbaren wird ihm hier gehuldigt. Um aber begründete 
Rechte auf die Herrschaft zu haben, heiratete er die alternde 
Margareta.8) 
b) Ottokar auf dem Gipfel seiner Macht. 
In Steiermark hatte Bela mehr Anhänger und so mußte der Kampf ent⸗ 
brennen. Wirklich fielen auch die Ungarn in Osterreich und Mähren ein. Da 
Ottokar aber inzwischen durch den Tod seines Vaters auch Beherrscher Böhmens 
geworden war, schloß er Frieden mit Béla und überließ ihm die Steiermark; 
war er doch auch ohne dieses Land jetzt einer der mächtigsten Fürsten. — Bald 
darauf zog Ottokar gegen die heidnischen Preußen und Lithauer;?) 
die heutigen Städte Königsberg und Braunsberg erinnern an ihn und seinen 
ersten Ratgeber Braun (Bruno), Bischof von Olmütz. (Siehe VIII, 1) 
Auch die Steirer wußte sich Ottokar bald mehr gewogen zu 
machen; mit seinem Einverständnis trieben sie die Ungarn aus 
dem Lande. Béla und sein Sohn zogen zwar auf das March— 
feld; aber nach ihrer Niederlage bei Kroißenbrunn schlossen sie 
Frieden mit Ottokar, der die Steiermark behielt. 
Nun fühlte sich Ottokar seines Besitzes sicher, ließ sich deshalb von Mar— 
gareta scheiden und heiratete die jugendliche Enkelin des Könias Boͤla, Kuniagunde 
1) Was sind das? Siehe Reichstag, S. 811 
2) Wie konnte er Ansprüche erheben? Siehe die Tabelle am Beginn dieses 
Geschichtsbildes! S. 105. 
8) Ottokar war ein Jüngling von 22 Jahren, seine Braut zählte ihrerhab. 
Oest vermühlte sich Getrude in dritter Ehe mit einem Enkel Bélas und übertrug 
iber Ansprüche auf Ungarn. (Tabelle S. 106.) 
Auch Graf Rudolf von Habsburg nahm an diesem Zuge teil.
	        
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