Full text: Vaterländische Geschichte

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Die Russen und Österreicher vereinigten sich mit Beginn des 
Feldzuges in Schlesien. Gegen ihre Übermacht hielt sich Friedrich 
während des ganzen Jahres in einem verschanzten Lager zu 
Bunzelwitz, unweit Schweidnitz. 
Von Sorgen niedergebeugt trat Friedrich in das siebente Kriegs¬ 
jahr ein. Aber schon die ersten Tage des Januars brachten einen 
glücklichen Wechsel. Seine erbitterte Feindin, die Kaiserin Elisabeth 
von Rußland, starb. Peter III., ihr Nachfolger, war ein Verehrer 
Friedrichs und bot ihm sein Bündnis an. Zugleich gab er alle 
Gefangenen und alles erbeutete Kriegsgerät ohne Entschädigung heraus. 
Bald nach seiner Thronbesteigung wurde er jedoch ermordet. Seine 
Gemahlin und Nachfolgerin Katharina II. gab zwar das Bündnis 
auf, erneuerte aber die Feindseligkeiten nicht. Noch bevor die 
russischen Truppeu abzogen, gelang es Friedrich, den Österreichern 
bei Burkersdorf (uicht weit von Schweidnitz) eine schwere Nieder¬ 
lage beizubringen. Bald darauf fiel Schweiduitz und ganz Schlesien 
in seine Hand. Nachdem sein Bruder Heinrich auch bei Freiberg 
in Sachsen einen glücklichen Kamps ansgesochten hatte — den letzten 
im ganzen Kriege — kam nach kurzen Unterhandlungen ans dem 
Jagdschlösse Hubertsburg (in Sachsen) am 15. Februar 1763 der 
Friedensschluß zustande. Friedrich behielt ganz Schlesien. — So 
hatte er überwunden uud sein Reich gegen halb Europa behauptet. 
7. Die Bedeutung des Krieges. Die Rückkehr des Siegers. Preußen 
hatte keinen Ländergewinn davongetragen. Seine Provinzen lagen 
verwüstet. Die reiche Friedensarbeit dreier Geschlechter war 
vernichtet. Welches war nun der große Erfolg, der in 
dem glücklichen Ausgang des scheinbar so unfruchtbaren 
Krieges lag? 
Friedrich hatte seinem Wahlspruch gemäß „Für Ruhm und 
Vaterland" gekämpft. In sieben Jahren war der Ansturm einer 
Welt iu Waffen abgeschlagen worden. Durch Friedrich wurde 
Preußen erst zu einer europäischen Großmacht erhoben. 
Auch das Deutschtum feierte Triumphe; denn deutsche Kraft entschied 
den Sieg. Von den Deutschen galt, was in den Kirchen beim 
Friedensfeste gebetet wurde: „Sie haben mich gedränget von Jugend 
auf, aber sie haben mich nicht übermocht". 
In der Schule der Leiden und Kämpse erwuchs im 
preußischen Volke die rechte Liebe zu König und Vater¬ 
land. Ein Preuße zu sein, war früher eine schwere Pflicht; jetzt 
wurde es eine Ehre. Des Königs Bürgersinn ward allgemein ge-
	        
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