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bewundernswürdig zu nennen; seine Ordnungsliebe groß. Den Adel 
zog er dem Bürgerstande sehr vor, dock galt ihm der Bauernstand 
viel, und seine Soldatenliebe war natürlich und verzeihlich. Die 
Offiziere, hoch oder niedrig, nannte der König gemeiniglich »Er«. 
Leicht konnte Friedrich in Zorn gerathen, doch übte er keine Rache; 
er war gerecht und seinem Worte treu, und oft bat er, wenn er 
Jemand'beleidigt hatte, nachher um Verzeihung. Im Frühling 1785 
bekam er einen Anfall von Gicht, die er aber so wenig als das 
daraus folgende Fieber achtete; allein im Februar 1786 schwollen 
ihm schon die Füße, und es zeigten sich Spuren von Wassersucht. 
Obgleich nun das llebel immer zu nahm, so beklagte er sich doch nie, 
und war, wenigstens scheinbar, stets heiter dabei. In seinem Lehn¬ 
stuhle sitzend und die Sonne anblickend, rief er einst aus: »Sie ist 
meine einzige Freundin, bald werde ich ihr näher kommen.« Am 
16. August trat eine Art Bewußlosigkeit ein, und er rief die letzten 
Worte: »Mir ist wohl; der Berg ist erstiegen; ich will mich ordent¬ 
lich niederlegen.« Das Volk beweinte den gütigen Vater, den wei¬ 
sen Regenten und seinen größten Helden mit Recht. 
Ruhe der Asche des Großen, des Einzigen! er hat sich in der 
Völkergeschichte ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Seine Leiche 
ruht neben der seines Vaters zu Potsdam unter der Kanzel der 
Garnisonkirche. 
Schlacht bei Leuthen.*) 
(5. Dezember 1757.) 
An dem Wege von Neu markt nach Leut he n stand winterlich 
entlaubt und von Frost durchschauert eine Birke. Sie stand da mit 
hängendem Gezweig, einsam wie der Held, der hier vor der ver- 
hängnißvollen Schlacht noch einmal zu seinen Feldherren redete. 
Ernst und schweigend hingen die narbenvollen Helden an ihres Königs 
Munde. Sie sahen in sein seelenvolles Auge, sahen sein frühge¬ 
bleichtes Haar, sein durch Fürstensorge vor den Jahren gebeugtes 
Haupt. Sie standen auf dem heiligen Boden seiner Siege und ge¬ 
dachten, wie er Hunger tind Durst, Hitze und Frost und alle Stra¬ 
pazen mit ihnen redlich getheilt. Sie Alle fühlen sein rührend Loos, 
das Loos des Helden, der von allen Seiten todtmüde gehetzt wird. 
Und nun schildert er ihnen die Gefahr seiner Lage,' gedenkt der 
ehrenvollen Handlungen, durch die ein jeder von ihnen sich ausge¬ 
zeichnet, und des ungleichen Kampfes, dem sie entgegengehen. »Ich 
muß diesen Schritt wagen« — fährt er fort — »oder es ist Alles 
verloren; wir müssen den Feind schlagen oder uns Alle vor seinen 
Batterien begraben lassen. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen 
sind, so werden Sie sich gewiß dieses Vorzugs nicht unwürdig machen. 
*) Nach Scheerenberg.
	        
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