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weiht sind, muß ehrerbietigste Stille beobachtet werden, niemand
darf sie durch irgend ein Anliegen oder Geschäft unterbrechen. Nach
verrichteter Andacht geht er schon frühmorgens an d:e Regierungs¬
geschäfte. Wenn eine Jagd abgehalten wird, so ist ihm keiner in
allen ihren Künsten überlegen; ohne daß er einen Bogenspanner
und Pfeilaufleger braucht, schießt er, was :nan nur haben will.
Bei der Tafel wird an der schönen Mittelstraße Zwischen königlichem
Überfluß und karger Nüchternheit festgehalten. Beim Spiel legt
er alle Majestät ab, nie schüchtert er als Fürst ein, wo er Privat¬
mann sein will. Auch weitn er als Richter auftritt, sieht man ihn
nie die Strenge bis zu blutdürstiger Übertreibung, die Untersuchung
bis zu übertriebener Spitzfindigkeit treiben. Im Freundesgespräch
verbannt er jeden Eigenwillen und läßt sich gern einen guten Rat
gefallen. Er ftubiert die Schriften und die Geschichte der Alten
mit großen: Eifer. Almosen verteilt er an Arme mit eigener Haitd.
Den Zehntel: alles seines Einkommens gibt er treulich an Kirchen
und Klöster. In seiner Muttersprache weiß er sich ganz gut aus¬
zudrücken; Latein aber kann er besser verstehen als sprechen. Seine
Kleidung ist die vaterländische, nicht kostbar und üppig, aber auch
nicht ärmlich. Obwohl auf Erweiterung der Grenzen seines Reiches
bedacht, läßt er doch nicht die Pflichten des Landesvaters außer
acht; an vielen Orten hat er zur Verschönerung und Bequemlichkeit
Anstalten begründet. Die von Karl den: Großen angelegten Pa¬
läste bei Nimwegen und Ingelheim stellte er im alten Glanze
wieder her, weil sie zwar dauerhaft gebaut, aber durch Zeit und
Vernachlässigung in Verfall geraten waren. Dies gilt auch vor:
dem königlichen, aus roten Steinen gebauten Hause bei Lautern
(Kaiserslautern), das er auf der einen Seite mit einer Mauer, auf
der andern mit einem Fischteich umgeben ließ,. der allerlei für
Auge und Zunge Ergötzliches enthält. Dicht daran stößt ein Tier¬
garten, wo Wild gehegt wird. Alles ist mit königlicher Pracht und
großem Luxus angelegt. Auch in Italien hat er durch Wiederher¬
stellung der Münster und Pfalzen in Monza, Lodi und anderen
Städten Denkmäler seiner Freigebigkeit gestiftet, Die ihn bei der
späten Nachwelt in: Andenken erhalten werden. Die Könige von
Spanien, England, Frankreich, Dacien, Böhmen und Ungarn
waren zwar eifersüchtig auf seine Macht, waren ihm aber doch so
zugetan, daß sie ihn schriftlich und durch Gesandte ihrer Ergeben¬
heit versicherten. Der griechische Kaiser Manuel trug ihm aus
freien Stücken ein Freundschaftsbündnis an und nannte sich ihm
zuliebe nicht mehr römischer Kaiser, sondern Kaiser von Neu-Rom.
K::rz, Friedrich kannte während seiner ganzen Regierung keinen
ehrenvolleren Ruhm und feine höhere Lust, als dem römischen
Kaisertum wieder durch eigene Tatkraft den alten Glanz zurück¬
zuerobern.