um (seit 20 v. Chr.). In den nichtjüdischen Städten seines Reiches baute er
zahlreiche heidnische Tempel, namentlich zu Ehren des Kaisers, aber auch über
die Grenzen von Palästina hinaus verkündigten prächtige Bauwerke die Frei—
gebigkeit des Herodes, wie er überhaupt seinen Stolz darin setzte, als Freund
und Förderer griechisch⸗römischer Kultur zu gelten. Die Kosten freilich mußten
die Untertanen tragen.
Herodes sicherte während seiner Regierung den lange entbehrten Land—
frieden. Er förderte Handel und Wandel, in Zeiten der Not sorgte er mit
Umsicht für seine Untertanen. Auch die auswärtigen Juden wußte er durch
seinen Einfluß in Rom gegen Bedrückung von seite der nichtjüdischen Welt
zu schützen. Mit alledem aber vermochte er seine jüdischen Untertanen nicht
zu gewinnen. Wiewohl er ihren religiösen Forderungen und Empfindungen,
soweit es die Interessen seiner Herrschaft gestatteten, Rechnung zu tragen
bestrebt war,“ so sah man in ihm doch nur den Halbjuden und den gehor⸗
samen Diener der Römer. Auch aller äußere Glanz mußte dem Volke nur
zuwider sein, so lange er durch Bedrückung der Bürger und zum Besten
griechisch-römischer Bildungswerte aufgebracht wurde. Nur widerwillig ertrug
man also das halbheidnische Regiment, und nur seine eiserne, despotische
Herrschaft, die sich auf Spioue und Zwingburgen gründete. vermochte einen
Ausbruch der gärenden Masse zu verhindern.
Sein Reich hatte keinen Bestand, aber das Bild seiner Person setzte sich
mit schreienden Farben in der Erinnerung fest. Er ist zum Urbild des
Tyrannen, zum Gegenbild des Kindes von Bethlehem geworden.
c) Von Herodes' Tode bis zum IUlnkergang des füdischen Gemein—
welens (4 v. Chr. bis 78 n. Chr.).
Herodes hatte in seinem letzten Willen sein Reich unter seine drei Söhne
Archelaus, Antipas und Philippus geteilt. Um die Bestätigung der väterlichen
Anordnungen durch den Kaiser zu erwirken und zugleich um sich gegenseitig
den Rang abzulaufen, begaben sich die Erben, einer nach dem andern, nach
Rom, wo indessen gleichzeitig auch Abgeordnete von Jerusalem erschienen, da
die Juden sich selbst zu regieren und der römischen Herrschaft unmittelbar zu
unterstehen wünschten. Augustus entschied im Sinne des Erblassers: Antipas
erhielt Galiläa und Peräa, Philippus die Nordostmark, beide als Tetrarchen
(d. h. Herrscher eines Landesviertels;: Luther: Vierfürst). Archelaus mit dem
* Seine Münzen tragen in Beobachtung des mosaischen Bilderverbotes keinerlei
Menschenbildnis, und auch auf keinem der Prachtbauten in Jerusalem waren Bilder an—
gebracht; beim Tempelbau suchte er alles Anstößige zu vermeiden, über dem Eingang
freilich ließ er einen goldenen Adler anbringen, zum Zeichen der römischen Oberhoheit;
der Hoherat, die höchste jüdische Behörde (vgl. S. 4), verlor unter ibm alle Bedentung;
die Hohenpriester sezte er nach Gufsdünken ab und ein