33. Die Evangelien.
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euch früher über das Evangelium des hl. Markus gesagt habe?
(Er erzählt die Wunder Jesu ausführlicher, weil die Römer
gerne von großen Taten hörten.)
So ist zwischen den Erzählungen der vier Evangelisten
manche Verschiedenheit, die man im ersten Augenblicke für
einen Widerspruch halten möchte; aber diese scheinbaren Wider—
sprüche verschwinden, wenn man die Sache genau betrachtet.
Es haben sich eben die vier Evangelisten nicht miteinander
verabredet, und sie haben auch nicht einer vom andern abge—
schrieben, sondern jeder erzählte, wie er es wußte, und jeder
war sicher, daß er die Wahrheit schrieb. Gerade dadurch, daß
die Evangelisten oft nicht übereinzustimmen scheinen, aber, wenn
man genauer zusieht, doch übereinstimmen, zeigt sich, daß sie
alle die Wahrheit erzählen.
III. EEchtheit und Glaubwürdigkeit der Evange—
lien.) Woher weiß man nun, daß die Evangelien wirklich von
den Aposteln und deren Jüngern geschrieben worden sind?
Das wissen wir von der Kirche, die die Evangelien von Anfang
an gehabt und hochheilig gehalten hat und sie immer beim
Gottesdienste hat vorlesen lassen. Die Kirche ist in den Dingen,
von denen der Glaube abhängt, immer äußerst vorsichtig ge—
wesen. Sie hätte nie die Evangelien für echte und heilige
Bücher erklärt, wenn sie nicht ganz sicher gewesen wäre, daß
—V
vielen andern Büchern, die zwischen den Jahren 100 und
200 geschrieben sind, die Evangelien und ihre Verfasser ge—
nannt und aus den Evangelien eine Menge Stellen angeführt,
die alle mit den Evangelien, wie wir sie jetzt haben, überein⸗
stimmen. Darum geben sogar die Ungläubigen (die gelehrten
Ungläubigen nämlich) jetzt schon so ziemlich zu, daß die Evan—
gelien wirklich von den Aposteln verfaßt sind.
Wir sind aber auch sicher, daß alles, was in den Evan—
gelien steht, wahr ist. Wir wollen jetzt gar nicht davon sprechen,
daß die Apostel, die die Evangelien geschrieben haben oder
schreiben haben lassen, den Beistand des Heiligen Geistes hatten
und darum gar nichts Falsches schreiben konnten; sondern wir
wollen die Evangelien einstweilen so betrachten wie andere alte
Geschichtswerke (nicht „Geschichtenbücher“, sondern „Geschichts-
werke“, aus denen man die Weltgeschichte schöpft). Ob man
sich auf ein altes Geschichtswerk verlassen kann, das komm—
Folgerung.
Die Echtheit
durch die
Kirche
und zeit⸗
genössische
Schriftsteller
verbürat.
Glaub⸗
würdigkeit
(abgesehen
von der In—
spiration):