Full text: Theil 1, [Schülerband] (Theil 1, [Schülerband])

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A. Deutscher Lebensspiegcl. 
Gabe und große Verheißung bethören auch die Weisen. Der Bauer hilft 
der bösen und listigen Schlange heraus. Darauf will sie ihn zum Lohne 
fressen. „Habe ich das um dich verdient? Ist das deinem Versprechen 
gemäß?" sagte der Bauer. „Ich bin zweizüngig," antwortete die Schlange; 
„die Welt lohnt nicht anders." 
2. Wie der Bauer in Ängsten steht, sagt die Schlange: „Da du 
mir nicht glauben willst, so wollen wir es auf die nächsten zwei ankommen 
lassen, die uns begegnen; was sie in dieser Sache sprechen, das soll uns 
beiden recht sein." Alsbald kommt ein altes Pferd, dem legen sie die 
Sache vor. Dieser Schiedsmann spricht: „Ich habe einem Kärrner fünfzehn 
Jahre gedient; morgen will er mich dem Schinder geben: die Welt lohnt 
nicht anders." Darauf kommt ein alter Hund, den fragen sie auch; dieser 
spricht: „Ich habe zehn Jahre Tag und Nacht meinem Junker jagen und 
viele Füchse und Hasen fangen helfen; jetzt hat er seinem Weidmann befohlen, 
er solle mich an eine Weide hängen; das ist der Welt Lohn." 
3. Dem Bauer wird bang zu Milt. Indem trabt ein Füchslein 
daher; dem legt der Bauer seine Sache auch vor und verheißt ihm alle seine 
Hühner; er solle ihm von dem bösen Tiere helfen. Der Fuchs beredet 
die Schlange, sie solle ihm die Höhle zeigen, und was ihre Gefahr und 
des Bauern Dienst gewesen sei. Man kommt zum Loch; der Fuchs führt 
hinein, die Schlange hinten nach und zeigt ihm, wie sie gelegen hat. 
Indes wischt der Fuchs heraus, und ehe sich die Schlange umwendet, wälzt 
der Bauer auf des Fuchses Rat wieder einen großen Stein vor das Loch. 
4. Als nun der Bauer befreit war, fordert der Fuchs, er soll ihm 
auf den Abend das Hühnerhaus offen lassen. Der Vailer kommt heim, 
erzählt seinem Weibe, was ihm begegnet ist, und wozu er sich gegen den 
Fuchs verpflichtet hat. Die Bäuerin sagt, Hühner und Gänse gehörten ihr; 
er habe keine zu verschenken. Der Bauer aber will seinen Worten nach¬ 
kommen und läßt dem Fuchs das Hühnerhaus offen. Wie es die Frau 
gewahr wird, wartet sie mit ihrem Knechte die Nacht auf den Fuchs; als 
der im guten Vertrauen geschlichen kommt, verrennen sie ihm die Thür 
und schlagen auf ihn zu, bis sie ihn ergreifen. „Ach!" sagt der Fuchs, 
„wenn das recht ist und der Welt höchster Lohn für die größte Wohlthat, 
so bestätige ich heut, ich armer Schalk, 
dies Weltrecht mit meinem Leben und Balg." 
Loh. Mathesms. 
74. Die Lremer Stadtniusckanten. 
1. Cs hatte ein Mann einen Esel, der ihm lange Jahre treu gedient 
hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so daß er zur Arbeit immer 
untauglicher ward. Da wollte ihn der Herr aus dem Futter schaffen; aber
	        
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