In den Ostalpen!) treffen wir nicht mehr die für die gesamten
Westalpen typische doppelte Urgebirgszone, sondern nur mehr
eine einfache. Deutlich sind von derselben durch tiefe
Längstäler die nördliche und südliche Kalkalpenzone
veschieden.
Die südliche Kalkzone fehlt bekanntlich den Westalpen voll-
ständig. Verfolgen wir die Ostalpen auf ihrem westöstlichen Zuge,
so zeigen sie zunächst einen äußerst wichtigen orographischen
Einschnitt in der über den Brenner (1370 m) führenden Furche.
Während westlich von dieser die stockförmige Anordnung des
Gebirges herrscht, treffen wir Östlich vom Brenner eine stamm-
förmige Gliederung des Gebirges und an die Stelle von Gebirgs-
massiven treten Gebirgsketten, welche eine ausgesprochene
Längsentwickelung erkennen lassen. Westlich vom Brenner kul-
minieren die Ostalpen mit dem Ortler (3900 m) ®), Östlich mit
dem Großglockner (3800 m) 9. Gegen Osten treten die Gebirgs-
ketten auseinander, verlieren an Höhe und endigen gegen das
Ungarische Tiefland, aus dem aber gleichsam als Vorposten des
Alpensystems der Bakonyer-Wald und das Fünfkirchner Gebirge
auftauchen. Die nördlichen Kalkalpen endigen mit ihrem äußersten
Nordostflügel an der Donau bei Wien*). Die südliche Kalkalpen-
zone schwenkt nach SO ab und geht in das öde Karstgebirge
über, das in seinen Grotten und Höhlen®) erstaunliche Natur-
wunder besitzt und steil und zerklüftet zur Küste abfällt %).
Die Karpathen, welche ehedem mit den Alpen in unmittel-
barem Zusammenhange standen, ziehen als durchaus geschlossene
Erhebung vom Durchbruch der Donau bei Preßburg bis zur
letzten und größten Stromschnelle zwischen Bazias (basiasch) und
Orsova (orschowa)’), dem Eisernen Tore, und schaffen jenseits
von diesem durch das ostserbische Gebirge eine Verbindung
mit dem Balkansystem®). Gleich den Alpen fallen die Karpathen
steil nach S und sanft nach N ab. Der Reichtum der Karpathen
1) Die eingehende Besprechung der Ostalpen findet sich im III. Bande (Öster-
reich-Ungarn).
2%) Vgl. T. I.
3 Vgl. T. In
%) Vgl. T. 20,
5) Vgl. T. 17.
8) Vgl. T. 25.
7) Vgl. A. Karte 43.
®) Vgl. S. 92.
Heiderich, Österreichische Schülzgeographie 1.