fullscreen: Lesebuch für Brandenburg

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nach Groß⸗Räschen. Nach kurzer Wanderung gelangen wir an den Rand 
des großen Braunkohlenfeldes, und bald tauchen die hohen Fabrikschlote 
des Braunkohlenbergwerks „Viltoria“ vor uns auf. Wir sind am Ziele. 
2. Nachdem wir die Erlaubnis zum Eintritt in die Grube erhalten 
haben, folgen wir dem Schienenwege, der von der Brikettfabrik dorthin 
führt, und stehen bald am Rande eines gewaltigen Kessels, dessen Wände 
aus dunkler Braunkohle bestehen. Die über der Kohle lagernden Kies- 
Sand⸗ und Tonmassen werden durch Trockenbagger oder durch Handbetrieb 
abgeräumt. Lange Züge von Wagen, die mit diesem „Abraum“ beladen 
sind, bewegen sich unausgesetzt am gegenüberliegenden oberen Rande der 
Grube. Ihr Inhalt wird zum Ausfüllen der bereits abgebauten Teile des 
Kohlenlagers verwendet. Aus dem guten Ton, der an manchen Stellen 
über der Kohle lagert, werden in gewaltigen Ringöfen Klinker und Ver— 
blendsteine gebrannt. Allein die Ziegeleien der Braunkohlenwerke „Viktoria“ 
liefern davon jährlich etwa 12 Millionen Stück. In der Tiefe sehen wir 
einige Dutzend Arbeiter, die in dem weiten Raume fast verschwinden, mit dem 
Abbau der Kohle beschäftigt. Der Bergmann arbeitet hier nicht im dunkeln 
Schoß der Erde beim trüben Licht der Grubenlampe, sondern die Kohle wird 
von obenher im „Tagbau“ gewonnen. Nur wo der Abraum eine Mächtigkeit 
von mehr als 15 Meter hat, wird die Kohle durch „Tiefbau“ gewonnen, da 
sich die Kosten der Entfernung des Abraums hier zu hoch stellen würden. 
3. Auf steiler Treppe steigen wir auf den Boden der Grube hinab, 
der von einem Schienennetz durchkreuzt wird. Unsre Aufmerksamkeit wird 
vor allem durch eine Anzahl braunkohlenähnlicher, aber heller gefärbter 
Stümpfe von gleicher, etwa ein Meter betragender Höhe gefesselt. Wir 
sehen hier die Reste gewaltiger Baumriesen so gut erhalten, daß man noch 
den Verlauf der Holzfasern erkennen und die Jahresringe zählen kann. Die 
Stümpfe haben einen Durchmesser von 2 bis 3 Meter, und auf dem dicksten 
derselben können 20 Personen nebeneinander stehen. Andre, leider schon 
verschüttete Stämme sollen noch stärker gewesen sein. Die Stämme sind 
sämtlich an Ort und Stelle gewachsen. Dafür spricht nicht nur die aufrechte 
Stellung der Stümpfe und der Verlauf ihrer Wurzeln im Tonboden, der 
das „Liegende“ des Kohlenlagers bildet, sondern auch der Abstand der ehe⸗ 
maligen Stämme voneinander. Er entspricht dem Raume, den sich Ur⸗ 
waldbäume im Kampf ums Dasein noch heute zu schaffen pflegen. Dieselbe 
Art der Bäume, die hier vor Jahrtausenden durch ihren Untergang die 
Kohle bilden halfen, grünt noch heute im südlichen Nordamerika. 
Treten wir aus der Mitte der Grube näher an die senkrecht aufsteigende 
Wand des 15 bis 30 Meter mächtigen Kohlenlagers, so erblicken wir sowohl
	        
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