b) Das Wiener Becken von obenerwähnter Thalspalte bis zur Thalenge von
Theben, welche von den kleinen Karpaten und dem Leithagebirge gebildet wird. Der
größere nördliche Theil des Wiener Beckens ist das einförmige, aber fruchtbare Mar ch—
feld, der südliche Theil ist weniger irnchtbar Simmerinaer und Neuftädter Heide,
Steinfeld).
c) Die oberungarische Tiefebene bis zu dem Durchbruche der Donau
bei Waitzen zwischen dem oberungarischen Berglande und dem Bakonyer-Walde. Der
nördlich von der Donau gelegene Theil der Ebene, welcher längs der Waag, Gran,
Eipel und Neutra nordwärts noch in das nordungarische Bergland eindringt, ist meist
fruchtbar, dagegen enthält der südliche Theil ausgedehntes Sumpfland (Hansag); der
im Jahre 1865 ausgetrocknete Neusiedler-See hat sich gegenwärtig wieder gefüllt.
Auch die hier von der Donau gebildeten zwei Inseln, die kleine und aroße Schütt,
sind wohlangebaut.
d) Das niederungarische Tiefland., Dieses von den Karpaten umspannte
weitausgedehnte Tiefland reicht bis zur Thalenge bei Orsova und wird von der Theiß,
welche die Mitte, das Alföld, durchfließt, in zwei Abschnitte getheilt. Während die
Donau von breiten Streifen Sumpflandes umsäumt wird, bildet der größte Theil
der Ebene eine unabsehbare Steppe, die Pussten, auf denen zahllose Herden von
Rindern, halbwilden Pferden und Schafen weiden und welche mit ihrer spärlichen
Hirtenbevölkerung, der Wasserarmut, der Fata IAlorgapa, schon an die Steppen
Asiens erinnern (Keeskemeter und Debrecziner Heide). Wo aber genügende
Bewässerung vorhanden ist und eine rührige Bevölkerung sich umthut, entwickelt der
Boden eine ungemeine Fruchtbarkeit und erzeugt neben dem schwersten Weizen Massen
von Mais, vorzüglichen Tabak, ausgezeichnetes Obst. Von der Mitte aus, dem am
tiefsten liegenden Theile der Ebene, steigt der Boden allmählich an zu einem welligen
Hügelland, welches namentlich am rechten Donauufer iruchtbare Landschaften bildet und
berühmte Weingelände enthält.
K. 9. Die lusssysteme von S'itfelenrona.
Der große Reichthum Mitteleuropas an fließenden Gewässern
wird umso wertvoller durch deren gleichmäßige Vertheilung und aus—
gedehnte Schiffbarkeit, so dass es einerseits nirgends an Wasserläufen
mangelt und andererseits auch die innersten Länderräume untereinander
sowie mit den Außenländern und den oceanischen Gebieten in eine
bequeme Verbindung gebracht werden. Entsprechend der orographischen
Beschaffenheit Mitteleuropas und den durch sie bedingten Haupt—
abdachungen richtet sich der Lauf der Flüsse nach allen vier Weltgegenden,
aber derart, dass weitaus die Mehrzahl der Flüsse der westlichen und
nördlichen Abdachung angehört. Von den zwölf Hauptflüssen Mittel—
europas haben vier (Rhein, Rhone, Po und Etsch) ihre Quellen
in den Alpen; vier (Donau, Oder, Elbe, Weser) sendet das
dentsche, zwei (Seine und Loire dasfranzösische Mittelgebirge;
je einer entspringt in den Pyrenäen (Garonne) und in den Kar—⸗
paten (Weichsel); außer diesen Hauptflüssen enthält noch de Tiefland
Herr's Geographie. I1. 12. Aufl.