Full text: Vaterlandskunde für die 8. Klasse der österreichischen Gymnasien

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Kaiser zu vermählen, solange er im Banne sei. Die Böhmen aher rächten sich 
jetat am Herzog für den Vertragsbruch durch einen Einfall in österreich, doch 
schlug sie Friedrich zurück. 
Ebenso kühn und tatkräftig begegnete Friedrich einer neuen 
fürchterlichen Gefahr, die von Osten her den österreichischen Ländern 
drohte und Ungarn verheerte, dem Mongolensturm. 
Temudscehin, der Dschingis-Chan (d. i. der nnerschütterliche Chan), hatte in Ungarn. 
Asien ein ungeheures Mongolenreich gegründet. Sein Enkel Batiu, der das Kip- 
tschak, d. h. das Land nördlich vom Kaspischen Meere am Ural und an der Wolga, 
beherrschte, wendete im Jahre 1287 seine Waffen gegen die Russen, die, durch 
Teilungen geschwöoht, unterlagen. Hierauf verheerte er das Gebiet der Kumanen. 
Viele Tausende flüchteten mit Familien und Herden nach UVngarn, wo König 
Béla IV. 1285 seinem Vater Andreas II. gefolgt war, und erhielten Wobnsitze 
mitten im Lande. Darüber wurden die Ungarn unwillig, und als nun Batu mit 
der Hauptarmee von Halicæ her gegen Ungarn vordrang, während ein rechter Flügel 
nach den polnischen Ländern 208 und den Herzog Heinrich von Niederschlesien 
auf der Wwalstatt bei Liegnitae schtug (1241), herrschte in Ungarn 
Zwietracht und Mibßtrauen. Zudem waren die Ungarn der Waffen entwöhnt und 
in deor Hoffnung befangen, daß das Gerücht vom Herannahen der Tataren wie 
schon öfter auch diesmal unbegründet sei. Und doch drang nun auch das z2weite 
Mongolenheor von Schlesien unter fürchterlichen Verheerungen über Mähren, das 
— 
König Béla IV. brach von Pest aus gegen die Mongolen auf, welche 
zum Scheine die Flucht ergriffen. Erst jenseits des Flusses Sajo machte 
Batu Halt. Béla secbhlug am rechten Ufer des Flusses bei Mohi in 
schlechter Aufstellung sein Lager auf. Die Mongolen aber setzten bei 
nüchtlichem Dunkel über den Fluß und üherrumpelten so die Feinde, 
die nun in größter Verwirrung den Widerstand versuchten, abor ganzlich 
geschlagen wurden (1241). König Béla entkam nach õsterreich, wo 1241 
sich seine Familie befand. Herzog Friedrich nahm ihn anfangs freundlich 
aus, doch mußte ihm Béla später drei Grenzkomitate verpfünden. Doer 
König verlietß ôsterreich wieder und begab sieh nach Agram. Vergebens 
wandte er sieh an den Papst und an den Raiser und erbot sich sogar, 
sein Reich von diesem zu Lehen zu nehmen, wenn er ihm Beistand ge⸗ 
wührto. Aber er empfing nichts als Versprechungen. Unterdessen 
wurde Ungarn von den Mongolen fürchbterlieh verwüstet. 
König Béla mußte, da eine Mongolenschar entsendet worden war, um ihn 
zu fangen, bis Trauù in Dalmatien fliehen und, auch dort bedroht, auf der benachbarten 
Insel Bua seine Zufsucht snchen, wo ilin die Einwohner tapfer verteidigten. — 
Nach össterreieh schwärmten nur einige Scharen, wurden aber zurückgeschlagen. 
Auf die Nachricht vom Tode des Großchans kehbrte Batu vach 
Asien zurlek. Béla aber fand, als er wieder heimkam, eéine Wüste. 
Jetat brach aueh noch eine Hungersnot aus, die viele Tausende von 
Menschen hinwegraffte. Der König suehte zu helfen, so gut er konnie. 
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