Erster Abschnitt. 
flache Bodenschwellen, so daß der Verkesr in der Bewältigung dieser 
niedrigen Wasserscheide nirgends ernstliche Hindernisse findet und 
seit alter Zeit die beiden Abdachungen verknüpfte. Viel schärjer 
ist die sehundüre Wasserssscheide gegen die Adria ausgeprägt. Auf 
österreichischem Boden geht sie über die Hauptkamme der Otz- 
taler und Zillertaler Alpen, springt dann plötzlich in scharfer 
Knickung auf die Südlichen Kalkalpen über und verläuft weiter, 
ziemlich knapp sich am Meere haltend, in südöstlicher Richtung 
über die Karstlandschaft. Aber diese Wasserscheide besitzt doch 
tiefe Einschartungen (Brenner, Saifnitz- und Pontafelpat), die zum 
Flußgebiet der Donau und 2zu dieser selbsst hinüberleiten. Auf dem 
Toblacher Felde (1210 m) gelangt man so unmerklich aus dem 
Flußgebiet der (Etsch-Eisack-) Rienz in das der (Donau-) Drau, 
daß die fortlaufende Talflucht diesseits wie jenseits der Wasser- 
scheide denselben Namen (Pustertal) führt. Von der adriatisschen 
Abdachung führt demnach der Verkehr über Einschartungen und 
Lücken der Alpen zum Flußgebiet der Donau und von diesem über 
niedrige Wasserscheiden (Böhmisch-mahrische Höhe, Senke bei 
Weißkirchen) zu den Flußsystemen der nordwestlichen Abdachung. 
So ist der Westen unserer Monarchie durch seine natürliche Aus- 
stattung immer ein wichtiges Durchgangsland nach Italien gewesen. 
die großen Züge des physischen Aufbaues. Der orographisch- 
tektonissche Aufbau der österreichisch-ungarischen Monarchie ist 
überaus mannigfaltig und vereinigt die gröbten Gegensaàtze: Schnee- 
bedeckte, in Spitzen und Zacken anstrebende Hochgebirge, wellige 
waldumhüllte Mittelgebirge, rauhe, ernste Hochläànder, weite, un- 
übersehbare Tieflander schaffen eine Fülle von Landschaftsbildern, 
wie sie in gleicher Mannigfaltigkeit kein europaisscher Staat auf- 
weist. In den Zügen des heutigen Reliefs lesen wir auch die Ge- 
schichte seines Verdens und in dieser vertieften genetischen Auf- 
fassung können wir nach der Art und dem Alter der Entstehung 
folgende orographisch und tektonisch scharf charakterisierte Land- 
schaftsgruppen unterscheiden. 
1.) Zwei Schollenländer, das Böhmische Massiv und die Podo- 
lische Platte (in Ostgalizien), uralte Stücke der Erdkruste, die seit 
den altesten erdgeschichtlichen Zeiten (Devon) keine Auffaltung 
mehr erlitten, wohl aber durch Pressungen vielfach in Schollen zer- 
trũmmert, anderseits durch die seit unermeßlichen Zeiten tätigen 
Kraàfte der Verwitterung und Abtragung abgehobelt und erniedrigt 
wurden. Wahrend aber auf dem Boöhmischen Massiv das Felsgerüst