Full text: Österreichische Vaterlandskunde für die oberste Klasse der Mittelschulen

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Dritter Abschnitt. 
bis 1471). Wegen seiner militärischen und finanziellen Schwäche 
erkannte Friedrich beide an und schloß mit Matthias den Vertrag 
von OCdenburg (1463), der seinem Hause die ungarische Krone 
zusicherte, falls jener ohne Leibeserben sstürbe. 
Aber bald kam es zu Zwistigkeiten zwischen Friedrich und 
Georg. Dieser hatte dem Papste die Beseitigung des Utraquismus 
versprochen und der letztere drang nun auf die Erfüllung der Zu- 
sage; da aber Georg an den Utraquisten seine Hauptstütze hatte, 
suchte er den Papst hinzuhalten. Paul II. sSprach deshalb über ihn 
Bann und Absetzung aus und veransaßte im Vereine mit dem Kaiser 
den König Matthias zur Kriegserklürung un Georg. Als nach dessen 
Tode die Böhmen den Jagellonen Wladislau, einen Enkei des ersten 
Jagellonen von Polen, zu ihrem Königé wahlten, setzte Matthias 
den Kampf fort, bis inm durch den Olmütæer Frieden die böhmi- 
schen Nebenländer überlassen und selbst der Titel eines Lönigs von 
Bõhmen zugestanden wurde (1479). Friedrich benahm sich in diesen 
Kampfen schwankend; er verließ die Partei des Matthias und trat 
auf die Seite Georgs, berielungsweise Wladislaws, uüber, den er als 
böõbhmischen König anerkannte. Infolgedessen erklarte Matthias an 
Friedrich den Krieg, obwohl dieser auch ihn mit Böhmen belehnte. 
Der ungarische König besetzte unter großen Verheerungen fast ganz 
Osterreich nebst ausgedehnten Teilen von Steiermark und Karnten 
und schsug seine Residenz in Wien auf; es schien, daß der Donau- 
staat von Ungarn aus errichtet werden sollte. Als aber Matthias 
oline Erben starb und Maximilian unter dem Jubel der Bevölkerung 
in Osterreich erschien, muhten die Magyaren die Alpenlander ràu- 
men. Da WVladislaw von Bönhmen auch zum Nachfolger des Matthias 
gewahilt worden wart (infolgedessen verzichtete Ungarn auf die 
böhmischen Nebenländer), rückte Maximilian in Ungarn ein und 
nõtigte im Frieden von Preßburg WVladislaw zu dem Versprechen, 
datß Maximilian, beziehungsweise seinem Erben, beide Kronen zu- 
fallen sollten, falls sein eigenes Geschlecht im Mannsssstamm aus- 
gtütrbe (I40I). Da dieser Vertrag auch vom ungarischen Landtag 
angenommen wurde, war der Anspruch der Habsburger auf das 
Land gesichert. — 
Die Magnaten wollten nämlich einen schwachen König; so sagte 
Stephan Zapolya, der Wojwode von Siebenbürgen, er wolle einen König, den 
er beständig am Schopfe packen könne. Zu Wladislaw sollen die böhmischen 
Großen wiederholt gesagt haben: „Du bist unser König, wir aber sind deine 
Herren“.
	        
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