216
Dritter Abschnitt.
bis 1471). Wegen seiner militärischen und finanziellen Schwäche
erkannte Friedrich beide an und schloß mit Matthias den Vertrag
von OCdenburg (1463), der seinem Hause die ungarische Krone
zusicherte, falls jener ohne Leibeserben sstürbe.
Aber bald kam es zu Zwistigkeiten zwischen Friedrich und
Georg. Dieser hatte dem Papste die Beseitigung des Utraquismus
versprochen und der letztere drang nun auf die Erfüllung der Zu-
sage; da aber Georg an den Utraquisten seine Hauptstütze hatte,
suchte er den Papst hinzuhalten. Paul II. sSprach deshalb über ihn
Bann und Absetzung aus und veransaßte im Vereine mit dem Kaiser
den König Matthias zur Kriegserklürung un Georg. Als nach dessen
Tode die Böhmen den Jagellonen Wladislau, einen Enkei des ersten
Jagellonen von Polen, zu ihrem Königé wahlten, setzte Matthias
den Kampf fort, bis inm durch den Olmütæer Frieden die böhmi-
schen Nebenländer überlassen und selbst der Titel eines Lönigs von
Bõhmen zugestanden wurde (1479). Friedrich benahm sich in diesen
Kampfen schwankend; er verließ die Partei des Matthias und trat
auf die Seite Georgs, berielungsweise Wladislaws, uüber, den er als
böõbhmischen König anerkannte. Infolgedessen erklarte Matthias an
Friedrich den Krieg, obwohl dieser auch ihn mit Böhmen belehnte.
Der ungarische König besetzte unter großen Verheerungen fast ganz
Osterreich nebst ausgedehnten Teilen von Steiermark und Karnten
und schsug seine Residenz in Wien auf; es schien, daß der Donau-
staat von Ungarn aus errichtet werden sollte. Als aber Matthias
oline Erben starb und Maximilian unter dem Jubel der Bevölkerung
in Osterreich erschien, muhten die Magyaren die Alpenlander ràu-
men. Da WVladislaw von Bönhmen auch zum Nachfolger des Matthias
gewahilt worden wart (infolgedessen verzichtete Ungarn auf die
böhmischen Nebenländer), rückte Maximilian in Ungarn ein und
nõtigte im Frieden von Preßburg WVladislaw zu dem Versprechen,
datß Maximilian, beziehungsweise seinem Erben, beide Kronen zu-
fallen sollten, falls sein eigenes Geschlecht im Mannsssstamm aus-
gtütrbe (I40I). Da dieser Vertrag auch vom ungarischen Landtag
angenommen wurde, war der Anspruch der Habsburger auf das
Land gesichert. —
Die Magnaten wollten nämlich einen schwachen König; so sagte
Stephan Zapolya, der Wojwode von Siebenbürgen, er wolle einen König, den
er beständig am Schopfe packen könne. Zu Wladislaw sollen die böhmischen
Großen wiederholt gesagt haben: „Du bist unser König, wir aber sind deine
Herren“.