Die Karstlaãnder.
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herkommenden Winde auf den höheren Südwestgehangen des Ge-
birges niedergeschlagen, am meisten in der Krivoscije, wo Nieder-
schlagsmengen von über 400 em fallen. Landeinwarts nehmen die
Niederschlage ab und betragen am Nordostrand des Gebirges nur
mehr 8O bis 100 cm. Die Küstenlandschaften haben ihre größte
Niederschlagshäaufigkeit im Herbsst und Winter; an der Nordostseite
bringen Sommer und dann Herbst die reichsten Niederschläge.
Das Moer und seine politische und kulturell-wirtschaftliche
Bedeutung. Mit den Karstländern, die zur Adria niedersteigen, ist
unserer Monarchie ein neues Element, das Meer, eingefügt, das in
seiner wechselvollen Verflechtung mit dem Lande nicht nur eine
Fũlle herrlicher Landschaftsbilder schafit, sondern auch in wirt-
schaftlicher Bezichung neue Anregungen und neue Erwerbszweige
chiffahrt, Handel, Fischerei) gibt. Das Meer lenkt den Blick nach
außen, es weitet auch den geistigen Horizont. Ringsum von kontinen-
talen Grenzen umgürtet, besitzt die Monarchie in der Adria das
einæige Tor, durch das sie in unmittelbarer Verbindung, in direktem
Schiffahrtsverkehr und Varenaustausch mit der ganzen übrigen Wielt,
namentlich mit den übersceischen Landern, sSteht. Jede neue Bahn-
linie, die zum Adriatischen Meere gebaut vird, vermittelt neuen
Anschluß an den Weltverkehr, verstärkt unseren Anteil an diesem.
So klein demnach auch unser Meeresanteil ist, und so sehr er durch
die schwierige Verbindung mit dem Binnenlande benachteiligt ist,
so ungeheure Wichtigkeit ist inm doch beizumessen: er ist ein
Lebensnerv der Monarchie und es darf keine politische Anderung
geduldet werden, die den freien, ungehinderten Schiffahrtsverkehr
auf der Adria beschränkte oder gar unterbande.
Hohe wirtschaftliche Bedeutung hat auch die in ssstetem Auf-
schwung begriffene Fisscherei in der Adria; sie liefert namentlich
Thunsische, Sardellen, aber auch Luctern und Schwamme. Der
Gesamtwert der österreichischen Seefischerei betrug 1909/ 10 fast
10 Millionen Kronen; die ungarische ist noch geringfügig. Von
österreichischer Seite sind an der Seefischerei über 18. 000 Fischer
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noch 1300 italienische Fischer, zumeist von Chioggia.
Das milde Mediterranklima, das xraftigende seebad, die herb-ernsten,
von Sonnenglut übergossenen Landschaftsbilder, in welchen sich das Dunkel-
grün der Vegetation, das Weiß des Karstgesteines und das Tiefblau des
Meeres zu einer wundersamen Farbenharmonie mischen, haben einige Küsten-