5. Der Bogen, den die Sonne täglich von Osten über Süden nach
Westen hin beschreibt, heißt der Tagbogen der Sonne; der Bogen, den sie des
Nachts unter dem Horizonte durchläuft, ist der Nachtbogen. Der Tagbogen
und der Nachtbogen bilden zusammen den Tageskreis der Sonne.
Die Tagbogen der Sonne sind einander stets parallel, sie stehen bei uns
schief auf der Ebene des Horizontes und bilden mit derselben nach Süden zu
spitze, nach Norden zu stumpfe Winkel.
6. Jeder Tagkreis der Sonne durch—
schneidet den Meridian. Unter dem Meri—
dian verstehen wir den Halbkreis, den man
sich vom Südpunkte durch den Zenith
zum Nordpunkte gezogen denkt.
Im Meridian erreicht die Sonne zu
Mittag die größte Höhe in ihrem Tages—
laufe; man sagt von ihr: sie knlminiert
oder gipfelt. Die Höhe, in der sie kul—
miniert, wird auch ihre Mittagshöhe ge—
nannt; sie ist im Winter geringer als im
Sommer.
7. Man braucht in einer heiteren
Nacht nur kurze Zeit den Himmel zu
beobachten, um über dem Ostrande
des Horizontes Sterne auftauchen und
unter dem Westrande verschwinden zu sehen. Der gestirnte Himmel er—
scheint deshalb als eine ungeheuere Hohlkugel, welche sich von
Ost nach West um eine Achse dreht. Die Achse, welche wir Himmels—
achse nennen, geht durch die Erde und steht schief gegen unseren Gesichtskreis,
ihre Endpunkte heißen Pole. Der Pol, welcher sich über dem Nordpunkte be—
findet, ist der Rordpol des Himmels, der Pol, der am entgegengesetzten Ende
der Achse unter dem Südpunkt liegt, ist der Südpol.
Die Himmelskugel braucht zu einer ganzen Umdrehung 24 Stunden.
8. Die weitaus meisten Sterne verändern ihre Stellung gegen einander
nicht. Sie scheinen vielmehr am Himmel befestigt zu sein und werden deshalb
auch Fixsterne genannt. Schon die Alten haben die Fixsterne in Gruppen
zusammengefaßt, die wir Sternbilder nennen. Eins der bekanntesten Sternbilder
ist der Große Bär oder der Große Wagen. Er besteht aus 7 hell⸗
glänzenden Sternen. Verbindet man die Hinterräder desselben durch eine Linie
und verlängert sie, so trifft man auf einen Stern, der dem Kleinen Bären
oder dem Kleinen Wagen angehört und der Polarstern heißt. (Fig. 2.)
Der Polarstern hat diesen Namen daher, weil er unweit vom Nordpole des
Himmels sich befindet und demnach für das unbewaffnete Auge immer an demselben
Punkte zu stehen scheint. Dem Großen Bären gegenüber befindet sich die Kassio—
peja (oder das große W). Das prachtvollste Sternbild unseres Himmels ist der
Orion. Über den ganzen Himmel zieht sich ein matter Lichtstreisen, die Milch—
straße, die aus unzäͤhligen Mengen einzelner Fixsterne besteht.
Fig. 1. Windrose.