Full text: Österreichische Vaterlandskunde für die oberste Klasse der Mittelschulen

B. Anthropogeographie und Statistik.) 
A. Bevölkerung. 
a) Verteilung und Dichte der Bevölkerung. 
Die österreichisch-ungarische Monarchie umfaßt ein Areal von rund 
676.000 km?, d.i. 63/,°% der Fläche Europas, und hat gegenwärtig eine 
Bevölkerung von über 51 Millionen, d. i. 12%°/ der von Europa. Sie wird 
Aaher an Größe unter den europäischen Staaten nur von Rußland 
(5,377.000 km?), an Bevölkerungszahl von diesem (134 Millionen) und dem 
Deutschen Reich (65 Millionen) übertroffen. Auf die einzelnen Teile des 
Staates verteilt sich Areal und Bevölkerung, wie Tabelle Seite 56 ver- 
anschaulicht. 
Hinsichtlich der Dichte der Bevölkerung wird die Monarchie von Belgien (252), 
den Niederlanden (174), Großbritannien und Irland (145), Italien (121), dem deutschen 
Reich (120) und der Schweiz (91) übertroffen, während es die Frankreichs (Mitte 1911: 738) 
bereits überholt hat. Die Zunahme der Bevölkerung betrug zwischen den Volkszählungen 1890 
und 1900 im Durchschnitt jährlich 094%, zwischen 1900 und 1910 nur 0°92%/,. In dieser 
Hinsicht steht die Monarchie hinter Deutschland, den Niederlanden, Rußland, der Schweiz, Däne- 
mark, Norwegen und den meisten Balkanstaaten zurück, während sie die Zunahme Frankreichs 
(seit 1901 bloß 0:18°%) weit übertrifft und der von Großbritannien und Spanien ungefähr 
gleichkommt. Der Bevölkerungszunahme wirkt in unserer Monarchie eine starke Aus- 
wanderung entgegen; sie war 1907 besonders groß: 386.000 Menschen, wovon 177.000 auf 
Österreich, 209.000 auf Ungarn entfielen ; seither nahm sie wieder ab. 1910 zählte man 
147.184 österreichische und 128.964 ungarische, zusammen 276.148 Auswanderer. Die Be- 
völkerungsdichte ist, wie umstehende Tabelle zeigt, in den einzelnen Teilen der Monarchie 
sehr verschieden; sie ist am größten in den industriereichen und zugleich fruchtbarsten 
Teilen Niederösterreichs und der Sudetenländer, am geringsten in den zumeist nur vom 
Ackerbau lebenden und überdies durch natürliche Verhältnisse beeinträchtigten Hochgebirgs- 
und Karstländern. Viel gleichmäßiger ist die Verteilung der Bevölkerung in Ungarn. Die 
größte Anhäufung der Bevölkerung zeigen in Österreich die Bezirkshauptmannschaften 
Mährisch-Ostrau (1128 pro km*), Teplitz (522) und Warnsdorf (498), die kleinste Imst und 
Landeck (je 13), Tamsweg und Zell am See in Salzburg (je 14), Lienz und Reutte in Tirol 
(je 15). Wie in allen Kulturstaaten überwiegt auch in der Monarchie die weibliche Bevöl- 
kerung über die männliche infolge deren größeren Sterblichkeit und Wanderbewegung. 1910 
entfielen auf 1000 Männer in Österreich 1036, in Ungarn 1009, in Bosnien aber nur 908 Weiber. 
*) Während die physikalische Geographie die Erde als Naturkörper betrachtet und 
daher vornehmlich die auf ihrer Oberfläche vor sich gehenden natürlichen Vorgänge und 
die durch diese geschaffenen Formen untersucht, betrachtet die Anfhropogeographie die 
Erde als Wohnplatz des Menschen und untersucht seine Abhängigkeit von den natürlichen 
Bedingungen des Bodens und Klimas in seiner Wohnweise, Verteilung, den Erwerbsver- 
hältnissen, den staatlichen und Kulturzuständen, Sie bedarf dazu als einer Hilfswissenschafi 
der Statistik, die durch Zählung die Ursachen und Gesetze der sozialen und volkswirtschaft 
lichen Erscheinungen des Staates aufzuhellen sucht
	        
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