Full text: Lesebuch für die katholischen Wiederholungsschulen Österreichs

192 
Wenn wir daran fefthalten, dass das Blut die gemeinsame 
Bildungs- und Ernaͤhrungsquelle aller festen Körpertheile ist, inso⸗ 
fern aus dem Blute, d. h. aus seinen Bestandtheilen, die Zunahme 
an Masse im Körper, sowie die Erzeugung und Wiedererzeugung 
seiner Organe geschieht, so können nur diejenigen Stoffe als Mittel 
A der Ernährung dienen, welche fähig sind zu Blut zu 
werden. 
In der That finden wir bei der chemischen Untersuchung 
unserer hauptsüchlichsten Nahrungsmittel, dass sie fastalle die Stoffe 
in sich enthalten, aus denen unser Blut und unser Körper zusam⸗ 
mengesetzt ist. Fragen wir nun nach den Bestandtheilen des Blutes 
selbst, so ist dieß eine fast zu 802,, aus Wasser bestehende Flüs— 
sigkeit, in welcher die verschiedenen Baustoffe des Körpers theils 
aufgeloͤst sind, theils als rothe oder farblose, kleine Kügelchen um— 
herschwimmen. Die Chemie lehrt uns diese Baustoffe als eiweiß— 
artige Körper, als Zucker, Fett und Salze kennen. Das Blut ist 
also eine Mischung von Eiweißstoffen, Zucker, Fett und Salzen. 
Dieses sind zugleich die Stoffe, aus denen sich der menschliche Kör— 
per aufbaut und die wir in den Nahrungsmitteln nachweisen 
müßen, wenn sie wirklich den Körper bauen sollen. Aber nicht alle 
Stoffe, welche wir mit den Speisen und Getränken unserm Magen 
zuführen, sind zur Blutbildung verwendbar. In unsern gewöhn⸗ 
lichen Nahrungsmitteln, wie im Fleische und im Brote, sind oft 
Stoffe enthalten, welche die verschiedenen Verdauungssäfte des 
Menschen, wie der Speichel, Magensaft, Darmsaft u. s. wi, nicht 
zu lösen und nicht in Blutbestandtheile zu verwandeln vermögen. 
Als Beispiele solcher Art können gelten die elastischen Fasern des 
Fleisches, der größere Theil der Kieselsäure des Brotes; diese tra— 
gen zur Erneuerung des Blutes nichts bei. Anderseits nehmen wir 
wiederum Stoffe auf, welche erst eine Reihe von Veränderungen im 
Koörper erleiden müßen, um sich in Blutbestandtheile umzuwandeln. 
Wenn wir Kartoffeln oder Brot genießen, so nehmen wir Stärke— 
mehl auf, ein Stoff, der im Wasser unlöslich ist und im Blute 
nicht vorkommt. Durch den Speichel wird die Staͤrke in löslichen 
Zucker umgewandelt; durch den Speichel, den Bauchspeichel, die Galle 
und den Darmsaft wird der Zucker weiter in Fett uͤbergeführt; 
Zucker und Fett sind Bestandtheile des Blutes. — Wir sehen, 
dass das Stärkemehl der Kartoffel und des Brotes gewisse Ver—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.