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Wenn wir daran fefthalten, dass das Blut die gemeinsame
Bildungs- und Ernaͤhrungsquelle aller festen Körpertheile ist, inso⸗
fern aus dem Blute, d. h. aus seinen Bestandtheilen, die Zunahme
an Masse im Körper, sowie die Erzeugung und Wiedererzeugung
seiner Organe geschieht, so können nur diejenigen Stoffe als Mittel
A der Ernährung dienen, welche fähig sind zu Blut zu
werden.
In der That finden wir bei der chemischen Untersuchung
unserer hauptsüchlichsten Nahrungsmittel, dass sie fastalle die Stoffe
in sich enthalten, aus denen unser Blut und unser Körper zusam⸗
mengesetzt ist. Fragen wir nun nach den Bestandtheilen des Blutes
selbst, so ist dieß eine fast zu 802,, aus Wasser bestehende Flüs—
sigkeit, in welcher die verschiedenen Baustoffe des Körpers theils
aufgeloͤst sind, theils als rothe oder farblose, kleine Kügelchen um—
herschwimmen. Die Chemie lehrt uns diese Baustoffe als eiweiß—
artige Körper, als Zucker, Fett und Salze kennen. Das Blut ist
also eine Mischung von Eiweißstoffen, Zucker, Fett und Salzen.
Dieses sind zugleich die Stoffe, aus denen sich der menschliche Kör—
per aufbaut und die wir in den Nahrungsmitteln nachweisen
müßen, wenn sie wirklich den Körper bauen sollen. Aber nicht alle
Stoffe, welche wir mit den Speisen und Getränken unserm Magen
zuführen, sind zur Blutbildung verwendbar. In unsern gewöhn⸗
lichen Nahrungsmitteln, wie im Fleische und im Brote, sind oft
Stoffe enthalten, welche die verschiedenen Verdauungssäfte des
Menschen, wie der Speichel, Magensaft, Darmsaft u. s. wi, nicht
zu lösen und nicht in Blutbestandtheile zu verwandeln vermögen.
Als Beispiele solcher Art können gelten die elastischen Fasern des
Fleisches, der größere Theil der Kieselsäure des Brotes; diese tra—
gen zur Erneuerung des Blutes nichts bei. Anderseits nehmen wir
wiederum Stoffe auf, welche erst eine Reihe von Veränderungen im
Koörper erleiden müßen, um sich in Blutbestandtheile umzuwandeln.
Wenn wir Kartoffeln oder Brot genießen, so nehmen wir Stärke—
mehl auf, ein Stoff, der im Wasser unlöslich ist und im Blute
nicht vorkommt. Durch den Speichel wird die Staͤrke in löslichen
Zucker umgewandelt; durch den Speichel, den Bauchspeichel, die Galle
und den Darmsaft wird der Zucker weiter in Fett uͤbergeführt;
Zucker und Fett sind Bestandtheile des Blutes. — Wir sehen,
dass das Stärkemehl der Kartoffel und des Brotes gewisse Ver—