Full text: Moderne deutsche Dichter

8 Wie es in der Provinz Brandenburg aussieht. 
und mar einst die Hauptstadt. Zur Abkürzung der Schifffahrt ist 
vom Plauenschen See ein Kanal in die Elbe geführt, während 
die Havel selbst sich bei der Stadt Plauen nördlich wendet, an 
Rathenow vorüberfließt, zwischen diesem und Havelberg die 
Dosse aufnimmt und endlich ihr bläuliches Wasser mit den gelb- 
lichen Fluthen der Elbe mischt, welche der Nordsee zufließt. 
Zwischen der Havel und der Oder fließt nach der nördlichen 
Abdachung des Höhenzuges die Ucker, welche in das kleine Haff 
mündet und dem Landestheile der Mark, den sie bewässert, den Na- 
men Uckermark gegeben hat; an ihr liegt Prenzlow. Ueppige 
Weizenfelder breiten sich in diesem fruchtbaren Landstriche aus und 
machen ihn zu einem der gesegnetsten der ganzen Provinz. Durch 
die Uckermark gehen zwei Eisenbahnen, welche Berlin mit der Ost¬ 
see verbinden, die eine nach Stettin, Pommerns Hauptstadt, die 
andere, welche sich in Angermünde von ersterer abzweigt, über P r e n z l o w, 
An kl am und Greifswald nach Stralsund. Neustadt-Eber s- 
walde, an der ungeteilten 33ahn und dem Finow-Kanal, ist ein 
lebhafter Verkehrsort, in freundlicher, viel besuchter Gegend, und in der 
Nähe sind bedeutende Papier- und Metallfabriken, sowie das musterhafte 
Landarbeitshaus bemerkenswerth. Hier zweigt sich auch ein Schie- 
nenweg nach Osten ab, welcher das Oderbruch berührt und diese 
reiche Landschaft den großen Handelsstraßen nähert. Er führt nach 
Freienwalde, in einer freundlichen, thalreichen Waldgegend (der 
märkischen Schweiz) mit einer Heilquelle, und nach Wriezen. 
Mittelmark heißt der südlich von der Uckermark gelegene 
Landestheil zu beiden Seiten der Havel; Berlin liegt in ihr; 
nördlich davon und westlich von der Havel liegt das Ruppiner 
Land und zwischen dieser und der Elbe die Priegnitz. 
3. Das Nhinluch. 
Die Havel strömt der Elbe in einem großen Bogen zu. Der- 
selbe umschließt im Süden das hohe Havelland, im Norden die 
Niederungen des Havelluchs und des Rh in luchs. Letzteres 
streckt sich von der Havel zwischen Liebenwalde und Oranien- 
burg bis zum Einflüsse des Rhin, wo es mit dem südwärts von 
ihm liegenden Havelluche zusammenstößt. Erst am Kremmenschen 
See beginnt das eigentliche Rhinluch. Das ist allermeist ein großes 
Torfland mit sumpfigen, nur zur Weide tauglichen Wiesen, die man 
indeß trocken zu legen begonnen hat. Wiewohl die Mark Brandenburg 
in vielen andern Gegenden noch große Torflager hat, so sind doch die 
im Rhinluch wegen ihrer Ausdehnung und besonders wegen der Nahe 
von Berlin sehr wichtig; wie anderwärts die Steinkohle oder auch die 
Braunkohle, die aus tiefen Schachten von Bergleuten gefördert 
werden, den immer fühlbarer werdenden Mangel an Holz ersetzen, so 
wird hier der Torf als ein billiges Feuerungsmaterial gewonnen, und 
viele hundert Kähne sind damit beschäftigt, Berlin mit Torf zu ver-
	        
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