Full text: Moderne deutsche Dichter

191 — 
Wer weiß es nicht, wie schlaue Tröpfe malen 
Die Nichtigkeit von allen Idealen — 
Wie hoch dem Neid stets ferne Ziele gelten, 
Um die erreichten als ein Nichts zu schelten. 
Wer kennt sie nicht, des falschen Mitleids Wärme, 
Dass der Getroffene sich tiefer härme — 
Nicht jenen frechen Muth, der unerschrocken 
Dem Guten Schlechtes vorzieht mit Frohlocken. 
Wer kennt es nicht, dies stumme Achselzucken, 
Dies niederträchtig harte Lobverschlucken, 
Dies Schweigen, wenn man nicht mehr kann verneinen 
Nach jeder Schwäche doch den Wurf mit Steinen. 
Das alles musstest du gleich mir ertragen, 
Und oft im Innern wolltest du verzagen; 
Denn leicht nicht konnt' ich meine Kraft entfalten, 
Und fast schon schien's: sie würden Recht behalten. 
Und das auch war's, was dir in letzter Stunde 
Als schener Seufzer klang ans bleichem Munde — 
Das war es, was verschärfte deine Züge 
Und deiner Lippen marmornes Gefüge. 
Das war es, was mit schmerzlichem Erkennen 
Ich selber fühlte in der Brust mir brennen. 
Als ich gebrochen, stumm und ohne Zähre 
An deiner Leiche blickte wie ins Leere. 
Und heute noch fühl' ich es brennen leise, 
Da ich geblickt schon nach dem höchsten Preise 
Und eines Kranzes spät erworbnen Segen 
Bei deinem Grabe still kann niederlegen. 
Ada Christen. 
Moth. 
All euer girrendes Herzeleid 
Thut lange nicht so weh, 
Wie Winterkälte im dünnen Kleid, 
Die bloßen Füße im Schnee.
	        
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