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78Liliencron, Detlev von, geboren am 3. Juni 1844 in Kiel,
war Officier, trat als Hauptmann in den Ruhestand und wandte sich
dann der Literatur zu. Großes Aufsehen erregten seine ersten Gedichte
„Adiutantenritte“ (1883), welche auch das Lob Storms erregten. Die
folgenden Gedichtsammlungen („Neue Gedichte“, „Der Heidegänger“,
„Kämpfe und Ziele“) enthalten viele Perlen. Da Liliencron einer—
seits mit der Vergangenheit zusammenhängt, indem er sich an Eichendorff
und Storm anschließt, anderseits mitten in der modernen Strömung
steht, so wird er von den Jüngsten als ihr geistiger Führer angesehen.
Vogel im Busch. — An Theodor Storm. — Kleine Ballade. — Heidebilder.
»Kingg Hermann wurde am 22. Jänner 1820 in Lindau geboren,
studierte Mediein und wurde bayrischer Militärarzt. Im Jahre 1851
ließ er sich pensionieren und lebt seitdem in München. — Von
Geibel in die Literatur eingeführt, wurde er durch die „Gedichte“ (1853)
bald ein hervorragendes Mitglied des Münchner Dichterkreises. Diese
Sammlung wie die Fortsetzung (Lyrisches“, „Schlusssteine,“ „Jahres—
ringe (1889) enthalten viele historische Stücke, die seinen Ruhm dauernd
machen. Lingg bezeichnet selbst als sein Hauptwerk das Epos „Die
Völkexrmanderung“, (1866 — 1868). Von keiner besonderen Bedeutung sind
die kleinen epischen Dichtungen. Von den Dramen sind hervorzuheben:
„Catilina“, „Violante“, „Der Doge Candiano“, „Die Bregenzer Klause“.
Bemerkenswert sind die Novellen, namentlich die „Byzantinischen No—
pellen“ (1881). Lingg gehört zu den größten Lyrikern der Gegenwart.
Der schwarze Tod. — Passionsblume. — Die Krähen.
K.Sudwig Otto, geboren den 11. Februar 1813 zu Eisfeld im
Herzogthum Meiningen, trat nach dem Tode seines Vaters in das Ge—
schäft seines Oheims als Lehrling ein. Sein musikalisches Talent erwarb
ihm die Gunst des Herzogs von Meiningen, der ihn zur weiteren Aus—
bildung nach Leipzig schickte. Kränklichkeit und Zwistigkeiten mit Men—
delssohn zwangen ihn, in das Haus seines Oheims zurückzukehren. Nach
zweijährigem Aufenthalte kehrte er nach Sachsen zurück und trat, da er
sich mehr zur Dichtkunst als zur Musik hingezogen fühlte, mit den lite—
rarischen Kreisen in Fühlung. Berühmt wurde er durch das Trauer—
spiel „Der Erbförster“, welches mit großem Ersolge aufgeführt wurde
(1850) und seinen Namen in ganz Deutschland bekannt machte. Sein
zweites Meisterwerk auf dem Gebiete des Tramas sind „Die Makkabäer“,
in dem das Glaubensleben des jüdischen Volkes ergreifend dargestellt
wird. Gleich Großes schuf Ludwig auf dem Gebiete der Novelle, denn
die beiden Erzählungen „Die Heiterethei“ und „Zwijchen Himmel uud
Ede“ haben kaum ihresgleichen in der deutschen Literatur.
In den letzten Jahren seines Lebens hatte der Dichter viel mit
Noth zu kämpfen. Er starb am 25. Februar 1865.
Der Ostermorgen. — Der böse Fleck. — Vögleins Auferstehung. — Aus
der Erzählung: „Zwischen Himmel und Erde.“