Full text: Moderne deutsche Dichter

— 302 — 
Da — bei der Becher Zusammenstoß, 
Wie Schatten sich's über die Wände goss, 
Und als das jauchzende Hoch verscholl, 
Fin Dämmern über die Erde schwoll, 
Und weit, weit her es traurig hallt' 
Hinklagend über See und Wald. .. 
Und als sie drängten zur Thür mit Macht 
Da wuchs das Dunkel zur finstern Nacht, 
Und angstvoll durch die Luft herbei 
Rang sich's wie wilder Todesschrei. .. 
Und als sie sich wandten entsetzt zum 
Da stöhnte zum drittenmal her ein Ton. 
Da zittert' es über Wald und See 
Wie aus verröchelnder Brust ein Weh. 
Doch als der König sich bleich erhob, 
Blass wie ein Dämmern die Halle durchwob. 
Und als er rief: „Verrath! Zu Ross!“ 
Weiß wieder der Tag die Halle durchfloss. 
.Wohl jagten sie windschnell querfeldein, 
Rastlos bei Sonnen- und Sternenschein. 
Hin bis zum Morgen nach Ronceval — 
Do kreischten die Krähen schon über dem Thal, 
Thron, 
Da lagen die Helden, die Wunden vorn, 
Und stumm er, Roland, zerborsten sein Zorn. 
Todtendank. 
Ritter Torring flieht durch die Mondscheinnacht, 
Sein Schwert zerbrochen, sein Schild zerkracht, 
Und matter sein Ross mit jedem Schritt — 
Eine Wunde schleppt's in der Seite mit! 
Näher und näher klappen 
Die Hufe der feindlichen Rappen. 
derr Torring, siehst du im blauen Schein 
Die Gruft deiner Ahnen? Herr Torring 
Rittst ja du vorüber in Muß' oder Eil, 
Du betetest ihnen zum Seelenheil — 
Mag der Tod dich strecken 
Zur Seite den alten Recken!
	        
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