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Kommen allzuschwer die Mühen, Und so hält das Leben weise
Allzulang der Stunden Lauf, An den Webchsel sich gelehnt,
Neue Festesweihen blühen Der vom Festtag sich zum Schweiße
Bald am Himmel wieder auf. Und vom Schweiß zum Feste sehnt.
Um bhohen Mittag.
Er breitet seine vollsten Schwingen,
So hat die Sonne es gewollt,
Ihn freut, wie seine Adler dringen
Durch des erwärmten Äthers Gold.
Man fühlt des Lebens Quellen fließen
So nahe und so himmelweit,
Man hört die Stunden leise gießen
Die Tropfen in das Meer der Zeit.
Es flutet wie für Ewigkeiten
Dahin, was der erfüllte Tag
Bis an der Ufer fernste Weiten
Verströmen und umfassen mag.
Des Weges aber zieht ein Wandrer,
Die Stirn mit Wunderlicht umsäumt,
Der, schon in dieser Welt ein andrer,
Von einer neuen Erde träumt.
Georg Herwegb.
Ich möchte hingehn wie das Abendroth.
Ich möchte hingehn wie das Abendroth,
Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten —
O leichter, sanfter, ungefühlter Tod! —
Mich in den Schoß des Ewigen verbluten.
Ich möchte hingehn wie der heitre Stern,
Im vollsten Glanz, in ungeschwächtem Blinken;
So stille und so schmerzlos möchte gern
Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken.
Ich möchte hingehn wie der Blume Duft,
Der freudig sich dem schönen Kelch entringet
Und auf dem Fittig blütenschwangrer Luft
Als Weihrauch auf des Herren Altar schwinget.