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Diese Hand, die allgewaltig deine goldnen Saiten rührte,
Die gewalt'ger noch die scharfe Wehr des Männerwortes führte,
Lege sie aufs Herz mir, Meister, das dir hoch entgegenschlägt,
Fühle, ob's den wahren Funken, ob's die falsche Flamme trägt?
Ja, und wenn der nächsten Zukunft bange Räthsel sich erfüllen,
Dass, aus Ost und West gestiegen, Wetter unser Land umhüllen,
Wenn nach draußen voll Gefährde, innerhalb voll Zwist und Noth,
Wie dein Morgen, so dein Abend nene Stürme niederdroht:
Dann, den Heldenkranz im Haare und das Schwert in hoher Rechte,
Tritt, ein Greis, vor unsre Glieder, führ' uns, Uhland zum Gefechte!
Deutsches Recht und deutsche Freiheit! Hör', wir wissen noch das' Wort,
Und wo Lanzen nöthig werden, werfen wir die Federn fort.
Oder, so nach wohlverdienter Ruhe deinen Leib gelüstet,
Leg' in unsrem Zelt dich nieder, deine Jünger stehn gerüstet!
Furchtlos neig' dein sieggekröntes Haupt, o Meister! Gute Nacht!
Schlummre bis zum Tag des Sieges, deine Jünger halten Wacht!
Ferdinand Freiligrath.
Der Glumen Gache.
Auf des Lagers weichem Kissen
Ruht die Jungfrau, schlafbefangen,
Tiefgesenkt die braune Wimper,
Purpur auf den heißen Wangen.
Schimmernd auf dem Binfenstuhle
Steht der Kelch, der reich geschmückte
Und im Kelche prangen Blumen,
Duft'ge, bunte, frischgepflückte.
Brütend hat sich dumpfe Schwüle
Durch das Kämmerlein ergossen,
Denn der Sommer scheucht die Kühle
Und die Fenster sind verschlossen.
Stille rings und tiefes Schweigen
Plötzlich, horch! ein leises Flüstern
In den Blumen, in den Zweigen
Lispelt es und ranscht es lüstern.