Meine Heimat.
Dort, wo der Inn ein rascher Junggeselle
Mit Ungestüm, wie es der Jugend eigen,
Das Thal durcheilt, der Etsch naschhafte Welle
Den Trauben nachstellt und den süßen Feigen;
Dort, wo die Berge, seltner Treue Zeugen,
Bald stolz und aufrecht stehen wie der Siege
Gegossne Säulen, bald ins Thal sich bengen,
Besorgte Mütter an des Kindes Wiege;
Dort, wo der Burgen bröckelnde Ruinen,
Des Landmanns Qual einst und des Bürgers
Den längst gebrochnen Hochmuth unter grünen
Epheugnirlanden bettelstolz verstecken;:
Dort, wo der Glaube eines Herzens Blüte,
Noch keusch und schüchtern, weder frägt noch klügelt,
Wo sich des Volks treuherziges Gemüthe
Im Lächeln des Madonnabildes spiegelt;
Dort, wo die Bäche in die Thäler tosen,
In tiefe Schleier erst die Föhren hüllen,
Die ernsten Wächter, um der Alpenrosen
Durchsichtiges Rubinenglas zu füllen;
Dort, wo das Trutzlied lockt vom fernen Hügel,
Die Antwort schallt vom tiefen Wiesenraine,
Und wo es abends klagt am Fensterflügel,
Als ob es um verlorne Liebe weine:
Im Land Tirol sind sie zur Welt gekommen
Die Lieder, die hier wandern unter Zagen:
Die Alpenblume, noch so frisch genommen,
Wird immer welk ins Thal hinabgetragen.
Schrecken,
Friedrich Theodor (von) Oischer.
Das araue Lied.
Warum wird mir so dumpf und düster doch
So matt und trüb um die beengte Seele,
Wenn ich an einem grauen Nachmittag
An meinen Büchern mich vergeblich quäle,