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Schläft er drunten den träumelosen Schlaf,
Entrückt dem Strom des ewigen Werdens,
Der die Menschen bestandslos und flüchtig
Wie Schatten über die Erde reißt.
Nicht der Jugend heiliges Feuer
Fühlt er im Frost des Alters erlöschen,
Nicht furcht rastloses Sinnen
Über des Schicksals Räthsel
Ihm die Stirn.
D aus dem Fieber des Daseins,
Wenn Neid und Hass und Verleumdung
Den giftigen Trank uns mischen,
Wenn der Sieg ruchloser Gewalt
Das Herz uns empört,
Wie oft schauten wir sehnsuchtsvoll
Hinab in dein dunkles Reich,
Wo die stummen Geschlechter und Völker der Erde,
Ein zahlloses Heer,
Sich ihr ewiges Lager bereitet!
Komm denn! mit Flöten- und Cymbelklang
Dich wollen wir feiern, süßer Tod,
Und Blumen auf den Pfad dir streuen!
Zu dem Kinde, dem sie seit lange
Gramverhüllten Auges Thränen nachgeweint,
Führe die Mutter hinunter,
Zu der Gattin den Gatten,
Zu dem Freunde den Freund!
Nicht einer ist von uns allen,
Den drunten ein liebendes Herz nicht erwartet,
Was zögern wir, zu ihm uns zu betten?
Ein Bollwerk, was die Leiden des Daseins
Vergebens umstürmen,
Sei das Grab für uns und unsere
Wir wissen, anch sie, die noch oben
Im lauten, lärmenden Leben irren,
Leitest du bald, freundlicher Tod,
Zu uns herab in die selige Stille!
Theuern!
betänbt und hilflos
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