Full text: Moderne deutsche Dichter

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Zu euern Ehren steigt er so gern in enre Gruft, 
Wo lang versunkne Größe er aus dem Moder ruft: 
Es tagt der alten Zeiten hochherrlich Kampfgeschick 
Zu neuer That begeisternd vor seinem Forscherblick.“ 
Da ward von mildem Lächeln umspielt des Geistes Mund. 
„Fürwahr, nur gute Märe thust du, o Jüngling, kund. 
Mag in die Winde stäuben mein bleich und morsch Gebein, 
Wenn nur die Ehre bleibet, der ich gedient allein. 
Hier fasse meinen Hammer — kaum trug ich seine Last — 
Nimm ihn zum Gastgeschenke, du kühner Grabesgast! 
Auch Schild und lichten Panzer, sie gürt' ich nun mir ab: 
Zag', solch ein stark Gewaffen fandst du in meinem Grab. 
Mir frommt der Tand nicht länger, für ewig lass ich nun 
Dies Grab, um in Walhalla bei Wodan auszuruhn. 
Du sei des Todten Erbe, sein Segen sei dein Lohn: 
Bring meinen Gruß den Brüdern, du neuer Zeiten Sohn!“ 
Friedrich Hebbel. 
Nachtklied. 
Quellende, schwellende Nacht. 
Voll von Lichtern und Sternen: 
In den ewigen Fernen, 
Sage, was ist da erwacht! 
Herz in der Brust wird beengt, 
Steigendes, neigendes Leben, 
Riesenhaft fühle ich's weben, 
Welches das meine verdrängt. 
Schlaf, da nahst du dich leis 
Wie dem Kinde die Amme, 
Und um die dürftige Flamme 
Ziehst du den schützenden Kreis.
	        
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