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Die deutsche Literatur.
Deutsche Literatur, du schnurrigstes Stammbuch der Völker!
Jeder schreibt sich herein, wie es ihm eben gefällt.
Otto Zudwig.
Der Ostermorgen.
Der Ostermorgen lächelt,
Ein Bräut'gam, in die Welt;
Er steigt, von Duft gefächelt,
Ans seinem blauen Zelt.
Und rings herum das Schwei—
gen;
Der Wald, er steht so still,
Kein Blümchen sich verneigen,
Kein Läubchen rauschen will.
Im fernen Kirchlein singet
Die fromme Christenschar,
Hier von den Steinen klinget
Fin Echo wunderbar.
Als wenn aus Bergestiefen
Das Singen quöll' hervor,
Als wenn die Felsen riefen:
Er lebt, er lebt! im Chor.
Er lebt! er lebt! — da lauschen
Die Blümlein, bengen sich,
Da bücket sich mit Rauschen
Der Wald so feierlich.
Und mächtiger klingt's und
wieder:
Er lebt! er lebt! vom Stein;
Mir rinnt ein Schaner nieder
Am innersten Gebein.
Und denk — und mußs mich bengen,
Was dort geschrieben ist:
Die Steine werden zeugen,
Wenn mich der Mensch vergisst!
Der böose Fleck.
Der bleiche Junker steigt vom Pferd,
Der bleiche Junker nach Ruh begehrt.
„Es treibt mich umher ohne Ruh und Rast
Und bin mir selber im Herzen verhaist.
Dort ist ein Plätzchen kühlig und still;
Ob dort mir die Ruhe kommen will?
Die Lämmer grasen herab und heran;
Was hat den Thieren das Plätzlein gethan?