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Zur Erweiterung: Das Zeitalter Ludwigs XIV.
von Wien bis Bruchsal und Schwetzingen, von Salzburg bis Sanssouci
Schlößchen und Parke im französischen Geschmack erbaut.
5. Die Aufsicht über Religion und Gewissen rechnete auch Ludwig
unter die Rechte seiner Krone. Den Hugenotten verschloß er den
Staatsdienst und drängte sie ins Geschäftsleben,- man legte die zügellosen
Mannschaften der neu errichteten Regimenter, für die noch keine Kasernen
vorhanden waren, besonders Dragoner, in ihre Häuser, um sie durch diese
„Dragonaden" zu bekehren. Als man nach langjährigen Maßregelungen
und Verfolgungen dem König sagte, es gebe keine Anhänger der Religion
1685 mehr, „die Seiner Majestät mißfällt", hob er das Edikt von Nantes auf,
und obgleich er die Auswanderung bei Strafe der Galeere für die Männer,
der Einsperrung für Frauen verbot, trugen Tausende von „Refugtes"
ihr Kapital und ihre Geschäftskenntnis über die Grenze. Das Ausland
empfing sie mit offenen Armen: so die Niederlande und England, in
Deutschland besonders Brandenburg, Hessen-Kassel und Hessen-Homburg,
Kurpfalz und Baden-Durlach, auch Frankfurt am Main.
3. Die Hohenzollern und die Mark Brandenburg.
1. Die Fürsten der süddeutschen Linie des Hauses Hohenzollern traten
im Jahr 1849 ihre Länder Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-
Sigmaringen an Preußen ab und bauten gemeinsam mit König Friedrich
Wilhelm IV. die Stammburg ihres Geschlechts wieder auf.
Die Vorgeschichte der Hohenzollern verliert sich im ehrwürdigen
Dunkel der Sage. Schon unter Kaiser Heinrich IV. erhielten sie die Burg¬
grafenwürde von Nürnberg: sie waren Grafen der Burg, d. h. Befehls-
Haber der Feste und ihrer Mannschaft, Richter in Burg und Stadt und
Verwalter der Zölle, des Gewerbes und Bauwesens. König Ludwig II.
von Bayern trat die Burg, die aus Albrecht Dürers Holzschnitt vom
heiligen Antonius bekannt ist, im Jahr 1871 dem Kaiser Wilhelm zum
Mitbesitz ab: so ist sie ein Sinnbild der Treue, auf der das neue Reich
* - ruht und die im alten die Hohenzollern bewährt haben.
Burggraf Friedrich III. verhalf Rudolf von Habsburg zur Krone,
Friedrich IV. Ludwig von Bayern zum Sieg bei Mühldorf. Karl IV.
erhob Friedrich V. zum Reichsfürsten. Friedrich VI. förderte die Erwäh¬
lung Siegmunds, dem er allezeit „fleißig, treulich und frümblich gedient"
und vermutlich in seiner großen Türkenschlacht das Leben gerettet hat.
Die Übergabe des Fahnenlehens zu Konstanz *) wies dem Hohenzollern-
hause seine weltgeschichtliche Aufgabe zu.
2. Seit den Tagen Albrechts des Bären bekämpften Schwert,
Kreuz und Pflug gemeinsam den slawischen Götzendienst. Die Wenden
*) Gemälde von Pietsch im Konziliumssaal.