262
Geschenktellern und sagte zu mir, indem er mich aus dem Bette hob
und in die Nebenkammer trug, damit ich bei ihm schlafe: dass das
Christkindlein nicht kommen würde, wenn ich wach bliebe und zusehen
wollie. Ich verklagte die Mutter, dass wahrscheinlich sie das Christ⸗
kindlein zu kommen hindere, denn sie sei gar, mit einem Lichte
gekommen, um es anzuleuchten, und mit einem Korbe, um ihm all
seine Geschenke abzunehmen. Während ich mit dem Vater so ver—
handelte, war die Mutter hinausgeschlüpft und vollbrachte des Christ⸗
kindleins Bescherung.
Karl Beck.
263. Heimweh.
J. O sieh die Schwalbe, Knabe mein!
Sie sitzt am Simse tiefbekümmert,
Indes dein schadenfroher Stein
Das Nest, das traute, ihr zertrümmert.
2. Du wirfst mit ungetrübter Lust
Den Stein in die geweihten Hallen;
Sie schaut mit Gram in junger Brust
Die theuren, letzten Trümmer fallen.
3. Sie flattert fort, sie fliegt umher,
Vereinsamt auf den weiten Auen:
Du weißt es nicht, es ist so schwer,
Die neue Heimat sich zu bauen.
4. Du ruhest längst und schlummerst fest,
Wenn noch die Schwalbe schweift und irret,
Ach, und um ihr zerstörtes Nest
Mit heimatlosem Flügel schwirret;
5. Wenn ich in düstrer Mitternacht
Vereinsamt schweife vor den Thoren
Und an das Vaterhaus gedacht,
Das ich verlassen und verloren.
Eduard Bauernfeld.
264. Beschrünkung.
Kannst du das Schönste nicht erringen,
So mag das Gute dir gelingen;
Ist nicht der große Garten dein,
Wird doch für dich ein Blümchen sein;