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1. Einleitung.
Einzelnen, die nun von vielen Hemmungen befreit ward, liegen daneben.
Wissenschaften und Künste, Handel und Gewerbe, die innere Bildung und
der äußere Wohlstand haben diese segenvollen Wirkungen des Friedens
im größten Umfange erfahren, der Erfindungs- und Unternehmungsgeist
hat eine Epoche neuen Aufschwungs erlebt. Der ausgebreitetere Wohlstand
ries in den unteren Ständen neue Bedürfnisse und Ansprüche hervor, und
die Bestrebungen, diese zu befriedigen, erschufen jene Systeme des Welt-
bürgerthucks und der Weltrepublik, des Socialismus und der Güter¬
gemeinschaft, die, verwirklicht, den Weg zum ewigen Frieden unter den ver¬
brüderten Völkern bahnen sollten, aber gerade die Keime neuer Erschütte¬
rungen enthielten, die zu Ende des nächsten Menschenalters (1848) den
fahrlässigen Charakter der Zeit unterbrachen.
Da man endlich die ersehnte Ruhe nach so großen Anstrengungen (wie
1813 und 1815) hergestellt hatte, so war nichts natürlicher, als daß man
nun das für die Gegenwart mühsam Erreichte auch für alle Zukunft sicher
zu stellen wünschte. Daher stellte man den Grundsätzen der Revolution,
des Krieges, der Eroberungen, welche von Frankreich aus die Welt zer¬
rüttet hatten, das Princip der Gegenrevolution, des Friedens, der Erhal¬
tung, der Legitimität entgegen, und die Reaction gegen alle Richtungen,
die bisher an der Zeit gewesen waren, wurde der Grundsatz fast aller
europäischen Regierungen, sie wurde der hauptsächlichste Charakterzug der
nächstfolgenden Zeit. Von den romanischen Völkern begonnen, pflanzt der
Kamps gegen die Reaction sich zu den germanischen Nationen fort, ergreift
die slavischen Stämme, dehnt sich über die europäischen Grenzen nach
Afrika und Asien hinüber und setzt die südliche Hälfte der westlichen Hemi¬
sphäre in Brand. Es gibt kein Volk, das an diesem Streite nicht handelnd
oder leidend betheiligt wäre: nicht die Westküste Asrika's, nicht die polyne-
sische Inselwelt, nicht die Reiche Hinterindiens vermögen sich diesem großen
Spiel zu entziehen, selbst die Länder, von denen unsere Väter sich nur
Fabeln zu erzählen wußten, stehen nicht mehr außerhalb des Bereiches der
Geschichte. Das ist es, was unsere Zeit auszeichnet, daß in jedem Cultur¬
volke das regste,-über alle Gebiete des Staats und der Gesellschaft sich aus¬
dehnende Leben herrscht, und daß alle andern Nationen nach und nach
freiwillig oder gezwungen den Culturvölkern assimilirt werden.
Es liegt nahe, unsere Zeit mit dem Uebergange vom Mittelalter zur neuern
Zeit zu vergleichen. Damals beflügelte die Buchdruckerkunst den Kreislauf
neuer Ideen und es fingen die Posten eben an, den Verkehr zu erleichtern:
heut zu Tage bewegen sich auf den Schienenwegen Millionen von Menschen
und Massen von Gütern in früher nicht geträumter Schnelligkeit, die
„Weltpost" vermittelt gegen den bescheidensten Lohn die Beziehungen der
entlegensten Länder, und für Mittheilungen in die Ferne setzt der Telegrapb
den Unterschied von Raum und Zeit auf das kleinste Maß herab. Damals