Vorwort.
Ist es schon eine selbstverständliche Pflicht der deutschen Schule überhaupt,
daß sie überall in Unterricht und Erziehung Bezug nimmt auf diesen furcht-
baren Krieg, der nun bereits seit langen Monaten die Welt in herzpochender
Spannung hält, so erwächst im besonderen dem Geschichtsunterricht die Aufgabe,
die deutsche Jugend einzuführen in das Verständnis unserer einzig großen Zeit,
deren Pulsschlag sie selbst am feinsten fühlt, und deren Ereignisse das gewaltige
Erlebnis des Geschlechts der Gegenwart bilden. Um sie zu lösen, genügen
nicht gelegentliche Hinweise im fortlaufenden, lehrplanmäßigen Unterricht; dazu
genügt auch nicht die einfache Angliedernng des neuen Stoffes an das bisher
zu erledigende Stoffgebiet. Dazu ist während des Krieges und auch in den
ersten Jahren nach dem Frieden wöchentlich mindestens eine besondere Stunde
erforderlich, die entweder dem übrigen Geschichtsunterricht abzuziehen oder be-
sonders anzusetzen ist, was selbst augenblicklich, wo die Tätigkeit der Lehrenden
in erhöhtem Grade in Anspruch genommen wird, sich namentlich bei einer Ver-
einignng mehrerer Klassen erfahrungsgemäß sehr wohl ermöglichen läßt. Für
diesen Unterricht will das vorliegende Heft ein Hilfsmittel sein. Es will
aus der ungeheuren Menge bemerkenswerter Ereignisse die wichtigsten und
bedeutungvollsten herausheben und durch Ordnung nach zeitlich-ränmlichen und
— soweit es bei der lückenhaften Beschaffenheit der zugänglichen Quellen möglich
ist — auch nach inneren Zusammenhängen die schier überwältigende Fülle der
Geschehnisse durchsichtiger gestalten. Es umfaßt die Darstellung der Borge-
schichte des großen Krieges und die Erzählung seines Verlaufes während der.
ersten anderthalb Jahre. Umfang und Zweck verbieten gleichmäßig eine aus-
malende Darstellung und eine ausführliche Schilderung von Einzelereignissen.
Die bereits in großer Zahl erschienenen Sammlungen von Feldzugsbriefen,
Reden, amtlichen Urkunden, Denkwürdigkeiten ufw'. und besonders die Kriegs-
lesebücher bieten in dieser Beziehung willkommene Ergänzungen.
Das Heft ist bestimmt für die Zöglinge der Lehrer- und Lehrerinnen-
bilduugsanstalten, sowie für die in etwa gleichem Alter stehenden Schüler
höherer Schulen. Es ist in erster Linie als Ergänzung zu den im gleichen
Verlage erschienenen Lehrbüchern von Heinze und Rosenburg gedacht; in-
dessen wurde von einer unmittelbaren Bezugnahme auf dies Unterrichtswerk
überall Abstand genommen, so daß es auch selbständig oder in Verbindung mit
anderen geschichtlichen Lehrbüchern verwendet werden kann.
Herford, den 1. Juli 1916.
Di% Kingborft