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Kohlenschächte des Weißeritztales entdeckt worden sind, erzählt uns eine
Sage. Sie lautet: Vor ungefähr vierhundert Jahren weidete an einem
rauhen Herbsttage ein Hirt seine Kühe nebst einem Pferde auf den Fluren
von Potschappel. Um die erstarrten Glieder zu erwärmen, zündete er ein
Feuer an. Da aber ein heftiger Wind es immer wieder auslöschte, so trug
er eine Menge Steine zusammen und baute damit eine Art Mauer gegen
den Blasaus. Aber wie erstaunte er, als auch seine Mauer in Brand
geriet und fast gänzlich vom Feuer verzehrt wurde! Doch merkwürdiger¬
weise verbrannten nur die schwarzen Steine, die das mutige Pferd mit
den Hufen aus der Erde herausgescharrt hatte, und die auf dem Felde
zerstreut umherlagen. Der Hirt, der sich dieses Wunder nicht erklären
konnte, erzählte das Erlebte sogleich seinem Herrn. Allein dieser, dem so
etwas noch nicht vorgekommen war, lachte ihn aus. Am anderen Tage
wiederholte der Hirt den Versuch und warf abermals schwarze Steine in
das Feuer und siehe, sie verbrannten ebensogut, wie die am Tage
vorher. Nun nahm er einige solcher Steine mit nach Hause und zündete
sie in Gegenwart seines Herrn an. Jetzt mußte auch dieser glauben,
daß es schwarze Steine gibt, die ebensogut wie Holz brennen. Doch
es vergingen noch viele, viele Jahre, ehe man den großen Wert der
Steinkohle erkannte.
Das Kohlenbecken bei Potschappel ist von größter Bedeutung für
die ganze Gegend geworden. Die im Kohlenbecken liegenden Dörfer
find zu volkreichen Ortschaften angewachsen, in denen sich große Brau-
ereien, Dampsmühleu, Glasfabriken, Eisengießereien, Maschinenfabriken,
Papierfabriken usw. befinden.
2. Das westliche Steinkohlenlager befindet sich bei Zwickaus)
Bestimme die Lage dieser Stadt! Mulde!) — In der Umgebung
Zwickaus führen 50 Schächte hinab in die dunkle Tiefe, und gegen
25 000 Arbeiter sind beschäftigt, die schwarzen Schätze dem Innern der
Erde zu entreißen und ans Tageslicht zu fördern. Von den Schächten
aus führen Kohlenbahnen („Zechenbahnen") die geförderte Kohle nach
dem Kohlenbahnhof der Stadt Zwickau. Von ihm aus rollen dann
täglich mehr als 100 Kohlenzüge nach West und Ost, nach Nord und
Süd. Gewaltige Mengen Kohle verbraucht jährlich die Stadt Chem-
nitz, denn hier finden sich zahlreiche Fabriken, besonders solche, in
denen Eisen verarbeitet wird. Besuchen wir Chemnitz, so hören wir
schon in nächster Nähe des Bahnhofes ein starkes Getöse von klirrendem
Eisen. Von Rollwagen, die vor den Türen eines langen, rußgeschwärzten
Fabrikgebäudes stehen, werden Eisenbarren (D. s. ?) zur Erde geworfen.
Die Kohlenlager, etwa 89 km im Umfange und 7—17 m mächtig, werden
schon 1348 erwähnt, aber erst seit 1823 im großen ausgebeutet. Sie liefern gegen-
wärtig jährlich allein über 2'/2 Mill, Tonnen, — Der dritte Schacht der GeWerk-
schaft „Morgenstern" hat 1082 m Tiefe. Er ist der tiefste Schacht Deutschlands.