Full text: XVIIIe siècle, Révolution, Empire (1)

46 7. Römer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustns bis zum Tode Armins. 
sie nicht gehemmt haben, handgemein zu werden, wenn nicht Stertinius, schnell 
herbeieilend, den Flavns, der zornerfüllt seine Waffen und sein Pferd forderte, an¬ 
gehalten hätte. Man sah, wie gegenüber Arminins drohte und eine Schlacht an¬ 
kündigte; denn häufig mengte er lateinische Worte mit ein, da er ja im römischen 
Lager als Anführer seiner Landsleute gedient hatte. 
11. Am folgenden Tage stellten sich die Germanen jenseits der Weser in Schlacht¬ 
ordnung. Der Cäsar, der es für unverträglich mit seiner Pflicht als Imperator hielt, 
bevor nicht die Brücken geschlagen und feste Posten aufgestellt wären, die Legionen 
der Gefahr entgegenzuführen, ließ die Reiterei an einer seichten Stelle Hinüberrücken. 
Den Befehl führten Stertinius und Ämilius, einer der Primipilaren; um den Feind 
auseinanderzubringen, griffen sie an zwei verschiedenen Punkten an. Wo der 
Fluß am reißendsten ist, drang Chariovilda, der Anführer der Bataver, stürmisch ein. 
Diesen lockten die Cherusker, zum Scheine fliehend, in eine Ebene, rings von waldigen 
Höhen umschlossen. Dann erheben sie sich und dringen von allen Seiten auf ihn los. 
Unaufhaltsam werfen sie zurück, was Widerstand leistet, und drängen den Weichenden 
nach; als diese sich in einen Kreis sammeln, werden sie zum Teil mit ihnen handgemein, 
während andre sie aus der Feme bedrängen. Lange hatte Chariovilda der Feinde 
Wut ausgehalten; da ermahnt er die Seinen, sie sollten fest zusammengeballt die 
andrängenden Scharen durchbrechen, und sprengt selbst in den dichtesten Haufen. 
Mit Pfeilen überschüttet, das Pferd unter ihm erschossen, sinkt er und viele der Edlen 
um ihn; die übrigen entriß eigne Kraft oder die Reiterei, die mit Stertinius und 
Ämilius ihnen zu Hilfe kam, der Gefahr. 
12. Der Cäsar, der unterdessen über die Weser gegangen war, erfuhr aus der 
Angabe eines Überläufers den Ort, den Arminins zum Kampfe ausgewählt hatte; 
auch andre Stämme wären in einem dem Herkules heiligen Walde zusammengekommen 
und würden bei Nacht einen Sturm auf das Lager wagen. Man traute dem Angeber; 
auch sah man die Wachtfeuer, und Kundschafter, die sich näher herangeschlichen hatten, 
hinterbrachten, man höre das Schnauben der Pferde und das dumpfe Lärmen einer 
ungeheuren, ordnungslosen Menschenmasse. Da so die gefahrvolle Stunde der 
Entscheidung nahe war, hielt er es für nötig, der Soldaten Gesinnung zu erkunden, 
und überlegte bei sich, wie dies auf die untrüglichste Weise geschehen könnte. Die 
Tribunen und Zenturionen brächten häufiger erfreuliche, als beglaubigte Nachrichten, 
der Freigelassenen Sinn wäre sklavisch; in den Freunden wohnte die Schmeichelei, 
würde eine Versammlung berufen, so stimmten auch dort dem, was einige wenige 
zuerst vorbrächten, die übrigen lärmend bei. Völlig wäre ihre Gesinnung zu durch¬ 
schauen, wenn sie im geheimen und unbewacht beim soldatischen Mahle ihre Hoffnungen 
oder Befürchtungen ohne Rückhalt aussprächen. 
13. Beim Beginne der Nacht verließ er auf einem heimlichen, den Wachen 
unbekannten Wege das Augural1, mit einem einzigen Begleiter, über die Schultern 
ein Tierfell gehängt. Er betritt die Lagerstraßen, stellt sich an die Zelte und — genießt 
seines Ruhmes, da der eine den Adel des Feldherrn, ein andrer sein stattliches Wesen, 
die meisten seine Geduld, seine Freundlichkeit uud seinen in Ernst und Scherz stets 
sich gleichen Sinn hoch priesen und laut bekannten, in der Schlacht müsse man sich 
ihm dankbar zeigen und zugleich die treulosen Friedensstörer der Rache und den: 
Ruhme opfern. — Mittlerweile lenkte einer der Feinde, der der lateinischen Sprache 
kundig war, sein Pferd an den Wall heran und verspricht mit lauter Stimme in 
1 Es lag rechts neben dem Zelte des Feldherrn, der dort die zukunftverkündenden Zeichen 
beobachtete.
	        
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