Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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düstern Lampenschein saß, sagte sie: „Wenn wir fromm und 
fleißig sind, wird uns Gott nicht verlassen, wie er auch der 
Vögelein getreulich wahrnimmt. Erst wollen wir uns ein Geis— 
lamm aufziehen; vielleicht kommen wir auch einmal wieder zu 
einer Kuh.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da 
hörte sie draußen ein Gebrüll, und es wurde an die Thür ge— 
klopft. Sie trat hinaus; da stand eine schwarz und weiß ge— 
fleckte Kuh an den Baum gebunden, und ein Mann sprach zu 
ihr: „Ein guter Freund schickt euch die Kuh nebst diesen Säcken 
und einem freundlichen Gruße.“ Ehe sie ihn erkennen oder 
ihm danken konnte, war er in der Dunkelheit verschwunden. 
Jubelnd führten die Kinder die blanke Milchkuh in den Stall 
und halfen der Mutter die schweren Kornsäcke ins Haus tra— 
gen. Die Witwe weinte Freudethränen. Der liebe Gott hatte 
ihr Gebet gar bald erhört. — Als sie nämlich hinter dem 
NKirchenpfeiler in ihren Schmerz versunken war, hatte ein wohl— 
habender Mann aus der Gemeinde ihre Betrübnis bemerkt. Er 
hatte sich nachher nach ihren Umständen erkundigt, ihren Ver— 
lust und ihre Not erfahren und das Werk der Barmherzigkeit 
an ihr geübt, damit sie eben so fröhlich nach dem Hause des 
Herrn gehen könne wie er. 
G. A. Bürger. 
17. Wie hoch mag wohl der Himmel sein? 
Wie hoch mag wohl der Himmel sein? 
Das will ich gleich dir sagen: 
Wenn du schnell wie ein Vögelein 
Die Flügel könntest schlagen 
Und flögest auf und immer auf 
In jene blaue Ferne 
Und kämest endlich gar hinauf 
Zu einem schönen Sterne 
Und fragtest dort ein Engelein: 
„Wie hoch mag wohl der Himmel sein?“ 
Dann sei gewiß, das Englein spricht: 
„Mein Kind, das weiß ich selber nicht; 
Doch frag einmal da drüben an, 
Ob jener Stern dir's sagen kann!
	        
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