Object: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

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sagten: „Wir werden es nicht vergessen, wie glücklich und vergnügt 
wir bei Ihnen gewesen sind." 
Luise hat es auch nicht vergessen. Als sie Königin war, 
schenkte sie der Frau Goethe einen herrlichen goldenen Schmuck. 
b. Luise in Broich. 
In Broich, nahe bei Mülheim an der Ruhr, steht ein Schloß, 
welches der Großmutter Luisens gehörte. 
Einst machte die Großmutter mit ihren Enkelinnen dort einen 
Besuch und blieb längere Zeit da. 
Darüber war große Freude bei den Leuten in Broich. Sie 
hatten schon viel von der schönen Prinzessin Luise gehört und 
wünschten, sie kennen zu lernen. 
Mit den Leuten im Dorfe verkehrte Luise auf die freundlichste 
Weise. Wie in Darmstadt, so ging sie auch hier in bie Hütten der 
Armen unb teilte aus, was sie hatte. 
Gar oft besuchten bie Dorfkinber bie Prinzessinnen. Als sie 
einst auf bem Schloßhose fröhlich spielten, zog ein schweres Gewitter 
heraus, unb voller Angst hörten bie Kinber bas laute Donnern. 
Luise sprach ihnen Mut ein. Als aber ein kleines Mübchen 
sich besonbers ängstlich zeigte unb bei jebem Donnerschlag heftig 
zitterte, faßte Luise bas Kinb bei ber Hanb unb sagte: „Komm 
boch her, Hauuchen, sei nur nicht bange!" 
Sie setzte sich auf bie Treppe unb legte ben Kopf bes Kinbes 
auf ihren Schoß unb sprach zu ben Kinbern: „Seib nur ruhig! 
Fromme Menschen brauchen sich nicht vor einem Gewitter zu fürchten, 
ba ber liebe Gott sie beschützt." 
Die Kinber hörten aufmerksam zu unb vergaßen barüber ihre Angst. 
Nachdem bas Gewitter vorüber war, spielten sie ruhig weiter. 
Als bie Prinzessinnen nach einiger Zeit von Broich schieben, 
kam Luise am Abenb vor bem Abschiebstage zu jenem furchtsamen 
Hannchen unb sprach: „Liebes Hauuchen, ich sage bir ein herzliches 
Lebewohl! Möchte bir gern noch ein Andenken geben, jebuch ist 
schon alles eingepackt, unb ich habe nur noch biese Schuhe, nimm 
sie als ein kleines Anbeuten von mir an." 
Die Schuhe waren aus Seibe unb schön gestickt. Hannchen 
nahm sie unter Thränen an, hat sie aber nicht angezogen, sonbern 
als ein liebes Anbenken gut aufbewahrt. 
23. Luisens Lin^ug in Berlin. 
Als Luise 17 Jahre alt war, würbe sie bie Gemahlin bes 
Kronprinzen Friebrich Wilhelm von Preußen.
	        
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