der päpstlichen Herrschaft. 69
geheimen gemacht, die man vor dem Priester oblegen sollte,
die auch vielleicht ungeordnet wurde, um manchen Fehlenden
die allerdings in mancher Hinsicht bedenkliche öffentlich" Be¬
schämung zu ersparen- Sie fand jedoch vielen Wiederspruch,
bis 1216'Papst Jnnocenz HI., der überhaupt die kirchliche
Gewalt mit Macht und Eifer'befestigte, sie förmlich anord-
ucte und der priesterlichen Absolution eine göttliche Kraft
beilegte. In dieser Ohrenbeichte nun, wie man sie nennt,
soll in der römischen Kirche jeder Beichtende seine Sünden
namhaft machen und sich auch darüber befragen lassen, wor¬
auf daun die Ermahnung und Lossprechung, auch wohl die
Vcrpfiiehtuug zu gewissen Büßungen erfolgt. Der Beicht¬
vater ist verpflichtet, über alles das strengste Stillschweigen
zu beobachten. Wohl den Gemeinen, wo Seelsorger und die
ihnen Anvertrauten einander mit Liebe und Vertrauen ent¬
gegen kommen; aber diese erzwungene Beichte hat tausend¬
fache Heuchelei, unbefugte Einmischung in Familienangele¬
genheiten zur Folge gehabt; man erforschte mit List oder
Drohungen Geheimnisse und benutzte sie für eigennützige
Zwecke.
Ein festes Band, das die Geistlichen an einander und
besonders an den Papst kettete, war die Ehelosigkeit (Cöli-
bat). Nach dem I. 3oo schon blieben die meisten Vischöffe
unverehelicht, und suchten auch ihre untergeordneten Geist¬
lichen von der Ehe zurück zu halten; doch wurde 323 zu
Nicaa noch nichts darüber bestimmt und es gab noch lange
verheirathete Vischöffe. Indessen wollten doch die Geistli¬
chen nicht hinter den chelosen Mönchen an vermeinter Hei¬
ligkeit zurück bleiben; auch nahm das Volk schon darauf
Rücksicht, da man nach Begriffen aus dem Iudenthume auch
die christlichen Lehrer als höhere Vertraute der Gottheit zu
betrachten anfing und den Ehestand immer häufiger für etwas
Uuheiliges ausgab. Einen Hauptschritt that aber Gregorius
Vl\. 1080. Er machte cs allen christlichen Lehrern zur Pflicht,
chelos zu seyn, konnte es jedoch nicht überall erzwingen.
Seine Nachfolger, besonders Jnuoccnz III., bestätigten die¬
ses Verbot, und noch jetzt ist die kaholische Geistlichkeit streng